"Rhein-Zeitung": Digital-Chef Marcus Schwarze raus aus Chefredaktion

 

Manchmal reicht offensichtlich ein Kommentar, in dem man seinem gefeuerten Chefredakteur dankt, dass der eigene Verleger einen brutal abstraft. So jetzt geschehen in Koblenz bei der in den vergangenen Wochen arg gebeutelten "Rhein-Zeitung". Im Mittelpunkt steht diesmal Marcus Schwarze (Foto: Archiv), seit Anfang 2011 als Digital-Chef auch Mitglied der Chefredaktion. Zumindest bis gestern.

Roland Flier hatte es vorhergesagt, Ende März, bei Facebook. Flier war lange Jahre Ressortleiter Wirtschaft bei der "Rhein-Zeitung" in Koblenz. " Mutig, mutig, Herr Schwarze. Wer sich mit einer (neuerdings) Persona non grata solidarisiert, könnte den Zorn des obersten Chefs auf sich ziehen", schrieb Flier. Und reagierte damit auf einen Kommentar von Marcus Schwarze: "Die Ärmel hochkrempeln, einfach machen. 2278 Tage durfte ich (wie hier beim Gespräch mit dem Burgenblogger) mit Christian Lindner zeitweise sehr intensiv und immer erfüllend, inspirierend und pragmatisch zusammenarbeiten. Ich habe viel gelernt, vielen Dank. Viel Glück auf den weiteren Wegen!", ruft er da seinem Chefredakteur Christian Lindner hinterher, den Verleger Walterpeter Twer wie einen Hund vom Hof gejagt hat (kress.de berichtete zuerst).

Wer heute in das Impressum der gedruckten "Rhein-Zeitung" oder ins Online-Impressum schaut, merkt schnell: "RZ"-Kenner Flier lag offensichtlich richtig. Marcus Schwarze, einst einer der "Netzgeflüster"-Erfinder bei der "Hannoverschen Allgemeinen", ist aus dem Impressum als Mitglied der Chefredaktion gestrichen, sein Name und seine Funktion als Verantwortlicher Digitale Inhalte ist jetzt ans Ende des Impressums der Zentralredaktion gewandert.

Die genauen Hintergründe für die öffentliche Degradierung Schwarzes sind bislang unbekannt; im Haus wurde die Veränderung offiziell nicht kommuniziert. Schwarze lehnte trotz mehrfacher kress.de-Nachfrage eine Stellungnahme ab; nach unseren Infos soll sich Schwarze, der das Digitalgeschäft bei der "Rhein-Zeitung" maßgeblich mit dem ehemaligen "RZ"-Chefredakteur Christian Lindner vorangetrieben hat, bereits nach beruflichen Alternativen umsehen. Peter Burger, aktuell kommissarischer Chefredakteur der "Rhein-Zeitung", ließ eine Rückruf-Bitte von kress.de bislang unbeantwortet.

In der aktuellen Ausgabe von "kress pro" erklärt Verleger Walterpeter Twer, warum er sich von seinem Chefredakteur Christian Lindner getrennt hat. Die exklusive Reportage (Titel: "Fristlose Kündigung nach 37 Jahren") hat in Rheinland-Pfalz für viel Aufregung in Politik, Wirtschaft und Medien gesorgt; einen SWR-Manager verleitete es sogar zur Aussage "Rheinland-Farce, ein großes Sittengemälde". Die aktuelle Ausgabe von "kress pro" kann hier als E-Paper oder gedruckt und im iKiosk erworben werden.

Die öffentliche Demütigung Schwarzes ohne echte Gründe sorgt gerade bei den Führungskräften im Haus für große Unruhe, mit denen kress.de unter dem Siegel der Vertraulichkeit gesprochen hat: "Wir wissen nicht, wer als nächstes von uns vorgeführt wird", heißt es voller Sorge aus dem Mittelrhein-Verlag.

Hintergrund: Die "Rhein-Zeitung" (Erstausgabe: 20. April 1946) erscheint in einer verkauften Auflage von 180.004 Exemplaren (laut IVW 4/2016). Kommissarischer Chefredakteur ist Peter Burger, stellvertretender Chefredakteur Manfred Ruch (Zentralredaktion). Verleger Walterpeter Twer ist auch Geschäftsführer der Zeitung; Verlagsleiter ist Siegmund Radtke, für die Finanzen verantwortlich Manfred Wyrwoll. Chef vom Dienst sind Dirk Kurz und Jörg Peter Herrmann, Nachrichtenchefin Birgit Pielen, Regionales führt Markus Kuhlen. Das Ressort Journal, Leben, Reise verantwortet Michael Defrancesco, Kultur Claus Ambrosius, Sport Jochen Dick, Recherche Angela Kauer, die Optik Jens Weber. Chefreporter sind Ursula Samary, Nicole Mieding und Hartmut Wagner. Korrespondent der Zeitung in Mainz ist Dietmar Brück, in Berlin Rena Lehmann.

Das Anzeigengeschäft bei der rz-Media GmbH führt als Geschäftsführer Hans Kary, den Druck leistet die Industrie Dienstleistungsgesellschaft mbH in Koblenz mit Ulrike Schröder an der Spitze.

kress.de kümmert sich: Was passiert bei der "Rhein-Zeitung" als nächstes? Und warum? Sie wissen mehr? Oder haben auch andere Themen, um die wir uns kümmern sollen? Ihre Tipps erreichen mich hier per Email chefredaktion(at)newsroom.de, hier bei Facebook oder hier bei Twitter.

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