CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hatte die Sendung im Streit mit der Mitdiskutantin Jutta Ditfurth vorzeitig verlassen: "Frau Ditfurth ist persönlich, vom Verhalten, und von ihrer - in Anführungszeichen - Argumentation unerträglich", hatte Bosbach gesagt, bevor er das Studio verließ, in dem über die schweren Krawalle beim G-20-Gipfel in Hamburg diskutiert wurde.
Einen Tag später entschuldigte sich Maischberger bei Ditfurth. Ditfurth solle die Sendung ebenfalls verlassen, hatte die Moderatorin sie aufgefordert, nachdem Bosbach verschwunden war. So sollte die "Parität" in der Runde wieder hergestellt werden. Sandra Maischberger am Donnerstag: "Ich möchte mich ausdrücklich bei Frau Ditfurth für den Versuch entschuldigen, sie aus der Sendung komplementieren zu wollen. Das war eine unüberlegte Kurzschlussreaktion, getrieben von dem Wunsch, in der Sendung den Ausgleich der Seiten wiederherzustellen. Es war ein Fehler den ich bedauere."
Mit harten Worten greift Christoph Lütgert, ehemaliger Star-Reporter vom NDR, die Sendung und ihre Macher an: "Was Sandra Maischberger und der verantwortliche Westdeutsche Rundfunk (WDR) am Mittwochabend in der Talkshow zu den Hamburger G-20-Krawallen boten, war vielerlei: Veruntreuung von Gebührengeldern, Beleidigung intelligenter Zuschauer, Sucht nach Quote, simple Effekthascherei, aber nur ganz hin und wieder eine Diskussion, bei der es lohnte zuzuhören und mitzudenken."
Lütgert schreibt in seinem gepfefferten Beitrag auf dem "Blog der Republik": "Erzähle von den Verantwortlichen niemand, sie oder er hätte nicht gewusst, dass mit Bosbach und Ditfurth in einer Runde nichts Ernstzunehmendes hinzukriegen ist. Erzähle niemand, der Maischberger-Talk sei eigentlich darauf angelegt gewesen, ernsthaft und ehrlich miteinander zu diskutieren", kritisiert Lütgert. Der WDR setze "ganz bewusst auf die Dummheit der Zuschauer und unterstellt ihnen, dass sie gar nicht mitdenken, sondern nur voyeristisch genießen wollen, wenn gepöbelt, beleidigt, unterbrochen und abgebrochen wird."
Für Lütgert steht fest: "Weniger Talkshows wären mehr".
Die Kritik des erfahrenen Journalisten kann durchaus als außergewöhnlich bezeichnet werden. Christoph Lütgert, zwar längst TV-Rentner, aber immer noch als freier Journalist für den NDR tätig, war zuletzt unter anderem das Gesicht bei der Dokumentation der Panama Papers und vergangene Woche bei ARD-Exklusiv ("Die Rausschmeißer") im Einsatz.
Offensichtlich hat Lütgert der Sandra Maischbergers Talk aber so mitgenommen, dass er seiner Wut freien Lauf lassen musste.
Im Zusammenhang mit dem Eklat in der "Maischberger"-Talksendung hat die Senioren-Union der CDU deutliche Vorwürfe gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen erhoben. "Das Niveau in manchen Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender ist nicht mehr auszuhalten", sagte der Bundesvorsitzende der Senioren-Union, Professor Otto Wulff, am Freitag in Berlin. Dass Jutta Ditfurth Polizei und Politik in beleidigender Form die Schuld für die chaotischen Krawalle beim G20-Gipfel in Hamburg zuweisen konnte und sich Maischberger anschließend noch bei der Radikalen für den gescheiterten Versuch entschuldigt habe, sie aus der Sendung herauszukomplimentieren, sei ein nicht zu entschuldigender Tiefpunkt im deutschen Fernseh-Journalismus, so Wulff.
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