Kohls Kanzlerschaft zerfällt in zwei deutlich voneinander unterscheidbare Phasen.
Bis 1989 kann bei Kohl nicht von einer medienbezogenen Personalisierungsstrategie gesprochen werden. Dies hat einen einfachen Grund: Eine derartige Strategie wäre für die CDU fatal gewesen. Während Schmidt, Brandt und Adenauer während ihrer Regierungszeit meist beliebter waren als ihre Parteien, und deshalb von einem persönlichen "Kanzler-Bonus" gesprochen werden kann, galt dies für den frühen Kanzler Kohl praktisch nie.
Von 1982 bis 1989 zeigte sich ein genau umgekehrtes Bild: Während bezogen auf die Person Kohls sogar das böse Wort vom "Kanzler-Malus" die Runde machte, war die CDU dennoch in der Lage, mit ihm Wahlen zu gewinnen.
Die persönlichen Kompetenz- und Imagewerte Kohls blieben bis 1989 auf bescheidenem Niveau.
Der Historiker und „Zeit“-Kolumnist Theo Sommer schrieb beispielsweise 1985: "Zum ersten Mal haben wir einen Kanzler, der weder von Wirtschaftspolitik noch von Außenpolitik etwas versteht.“
Die offensichtliche Diskrepanz zwischen dem begrenzten Prestige des Pfälzers und seinen Wahlerfolgen war vielen Beobachtern, besonders aber dem politischen Gegner, ein Rätsel. Erst mit dem Fall der Mauer und dem Prozess der Wiedervereinigung änderte sich das öffentliche Bild Kohls von Grund auf.
Autor: Lars Rosumek
kress.de-Hinweis: "Die Kanzler und die Medien" heißt das Buch von Lars Rosumek aus dem Jahr 2007, aus dem kress.de in einer großen Serie das Porträt über Bundeskanzler Helmut Kohl, im Amt von 1982 bis 1998, veröffentlicht. Das Buch ist weiterhin als E-Book im Campus Verlag erhältlich.
Kommentar hinzufügen ×
Hinweis zu Ihrem Kommentar
Die Beiträge nicht eingeloggter Nutzer werden von der Redaktion geprüft und innerhalb der nächsten 24 Stunden freigeschaltet.
Wir bitten um Ihr Verständnis.