"Wir fragen unsere kressköpfe": Wie Nikolaus Albrecht seine "Freundin" jung hält und den Freitag frei

 

Nikolaus Albrecht, lange Chefredakteur der "Glamour" und zwischenzeitlich auch von "Vanity Vair", hat Grund zum Feiern: Und das nicht nur, weil er sich bei Burda grundsätzlich auf lange Wochenenden freuen darf, wie er im "kressköpfe"-Interview verrät. Seit sechs Jahren ist er als Nachfolger von Ulrike Zeitlinger Chef der "Freundin". Und die hat sich für ihren 70. Geburtstag besonders hübsch gemacht.

kress.de: Herr Albrecht, Sie führen eine Zeitschrift, die Ihren Leserinnen, wie schon der Name andeutet, eine enge Vertraute sein möchte. Wie muss man sich so eine Freundin heutzutage vorstellen?

Nikolaus Albrecht: Schlau, oft lustig, manchmal nachdenklich, nie von oben herab, immer auf Augenhöhe – eigentlich genau so wie eine gute Freundin schon immer war.

"Eine Frau, die nicht mehr alle Trends mitmacht, aber die, die zu ihr passen."

kress.de: Wenn Sie sich die "Freundin" tatsächlich als Person vorstellen, wer schwebt Ihnen vor?

Nikolaus Albrecht: Eine Frau, die neugierig ist. Die nicht mehr alle Trends mitmacht, aber die, die zu ihr passen. Die gelernt hat, dass es im Leben manchmal anders kommt als man geplant hat – und die das Beste daraus macht. Welches Alter sie hat? Jung oder jung geblieben. Oder sehr zufrieden damit, nicht mehr so jung zu sein.

kress.de: Mit dem aktuellen Heft feiern Sie sieben Jahrzehnte "Freundin". In wie weit ist so eine beachtliche Tradition nicht nur Freude, sondern auch einschüchternde Belastung für den Chefredakteur und sein Team?

Nikolaus Albrecht: Belastung? Eher Stolz, dass das aktuelle Team die "Freundin" im Jubiläumsjahr machen darf. Und Dankbarkeit, dass Hunderte Kollegen, die in den vergangenen Jahrzehnten für "Freundin" gearbeitet und sie immer wieder neu erfunden haben, uns so ein wunderbares Heft übergeben haben. 

"Nostalgie ist nicht so unser Ding."

kress.de: Welche Überraschungen zaubern Sie für Stammleserinnen, Wiederentdeckerinnen und Kiosk-Neugierige aus dem Hut?

Nikolaus Albrecht: Wir schauen ein bisschen zurück (aber nicht zu viel, da Nostalgie nicht so unser Ding ist): Wir zeigen Modetrends aus sieben Jahrzehnten (mit der wunderbaren Franziska Knuppe – da habe ich mir einen Traum wahr gemacht). Wir präsentieren Highlights aus sieben Jahrzehnten "Freundin" (meine Kolleginnen haben ein paar wunderbare Schätze ausgegraben, und zu gewinnen gibt es auch noch was). Wir erzählen die Geschichten von Menschen, deren Leben "Freundin" verändert hat. Und wir zeigen die Gewinner-Rezepte unseres Geburtstagskuchen-Wettbewerbs. Das Schönste für mich: Ich durfte alle probieren. 

kress.de: Sie sind selbst schon seit 2012 an der Spitze der Zeitschrift. Welchen Turnus haben Sie sich selbst auferlegt, das Magazin jeweils durch beherztes Eingreifen aufzufrischen?

Nikolaus Albrecht: Ganz ehrlich: Für einen Chefredakteur ist es ein guter Turnus, täglich ins Geschehen einzugreifen. Außer freitags, da habe ich frei.

kress.de: Lange Zeit wirkte der Markt für deutsche Frauenzeitschriften fest abgesteckt. Warum musste erst eine temperamentvolle Barbara Schöneberger kommen, um ihn wieder ein wenig aufzuwirbeln?

Nikolaus Albrecht: Zweifellos: Barbara Schöneberger hat Temperament. Aber waren die vergangenen Jahre wirklich so statisch? Es gab doch spannende Neuheiten, Traditionstitel haben sich neu erfunden und dann ist da ja auch noch dieses Internet, in dem Frauenzeitschriften sehr aktiv sind – die "Freundin" sogar mit großem Erfolg.

kress.de: Vor allem in der Magazin-Branche geht der Trend dazu hin, auch Traditionstitel immer öfter als "Marken" zu definieren, in deren Aura sich auch ganz andere Dienstleistungen als Druckerzeugnisse anbieten lässt. Wie weit kann sich die "Freundin" Ihrer Meinung nach darauf einlassen?

Nikolaus Albrecht: Solange wir keine Leserin enttäuschen, die sich auf den Namen "Freundin" verlassen hat. Tatsächlich ist es so, dass Freundin als Marke sehr gut angenommen wird. Unsere Lizenzprodukte im Bereich Home Collection und Fashion verkaufen sich ganz hervorragend.

"'Freundin'-Leserinnen sind sehr gut im Feiern."

kress.de: Mode und Lifestyle spielt naturgemäß in Ihrem Blatt eine große Rolle – mit kompetenten Vergleichen und Einschätzungen. Warum sollte sich eine Leserin für ein "Freundin"-Dirndl begeistern?

Nikolaus Albrecht: Weil bald Wiesn ist und wir den begründeten Verdacht haben, dass "Freundin"-Leserinnen sehr gut im Feiern sind.

kress.de: Vor ihrem Wechsel zur "Freundin" konnten Sie schon auf eine lange, spannende, abwechslungsreiche Journalistenkarriere blicken. Warum sind Sie bei Burda nun so vergleichsweise lange sesshaft geworden?

Nikolaus Albrecht: Noch ist Burda nicht meine längste Station, aber das kann ja noch werden... Tatsächlich habe ich mich in den Titel und das Team ein wenig verliebt. Und Zeitschriften-Machen war in den vergangenen Jahren nicht unbedingt langweilig.

kress.de: Woher beziehen Sie für Ihr berufliches Handeln die wichtigsten Inspirationen?

Nikolaus Albrecht: Zuhören. Hinschauen.

kress.de: Wenn Sie auf Ihre eigene bisherige Karriere zurückblicken: Wo haben sie am meisten gelernt und was hilft Ihnen im Tagesgeschäft am besten?

Nikolaus Albrecht: Ich hatte das große Glück, an unterschiedlichen Stationen auf Menschen zu treffen, die sich Mühe mit mir gegeben haben: Bettina Wündrich bei "jetzt", Andreas Millies bei "Petra", Bernd Runge bei Condé Nast. Und auch bei Burda gibt es in Geschäftsführung, Vorstand, aber auch in den Teams Menschen, die inspirieren. Die nenne ich aber nicht, damit sie sich nicht verpflichtet fühlen, mich in die Burda Bar einzuladen

kress.de: Irgendwann muss ja mal Feierabend sein. Wie und wo laden Sie Ihre Batterien wieder auf?

Nikolaus Albrecht: Sofa, der Italiener nebenan, Mallorca, Havanna.

kress.de: Wie feiert Sie privat das "Freundin"-Jubiläum?

Nikolaus Albrecht: Ich war in die Jubiläumsausgabe sehr involviert, war bei Produktionen dabei, habe ein bisschen was geschrieben... Das hat sich wunderbar angefühlt und war so etwas wie ein Geburtstagsgeschenk. Könnte sein, dass noch das eine oder andere Glas mit der Redaktion dazukommt.

kress.de: Sie führen ein "kressköpfe"-Profil. Wie wichtig ist es für die Arbeit in Ihrem Netzwerk?

Nikolaus Albrecht: Ohne ein Netzwerk hätte ich keinen der wunderbaren Jobs bekommen, die ich hatte. Mein Berufsstart-Netzwerk war übrigens ein Stammtisch im legendären Tagöll in München.

"Ich wäre nicht Journalist geworden, wenn ich nicht unglaublich neugierig auf Neuigkeiten wäre."

kress.de: Welche Neuigkeiten und beruflichen Inspirationen ziehen Sie aus Ihrer Lektüre von kress.de und "kress pro"?

Nikolaus Albrecht: Ich wäre nicht Journalist geworden, wenn ich nicht unglaublich neugierig auf Neuigkeiten wäre.

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