Das sind die die drei Kommissionmitglieder:
Brigitte Fehrle, 64, war von 2012 bis 2016 Chefredakteurin der "Berliner Zeitung" und zuvor in leitenden Positionen bei verschiedenen deutschen Zeitungen ("taz", "Berliner Zeitung", "Frankfurter Rundschau", "Die Zeit"). Sie war unter anderem in der Jury des Nannen-Preises und arbeitet nun als freie Journalistin für verschiedene Medien. Sie kommt als externe Expertin in das Aufklärungsgremium.
Clemens Hoeges, 57, ist ehemaliger stellvertretender Chefredakteur des "Spiegel" und langjähriger Ressortleiter, Reporter und Autor. Er ist seit September 1990 im Haus und kennt die Routinen und Abläufe aus verschiedensten Positionen.
Stefan Weigel, 54, beginnt im Januar 2019 als Nachrichtenchef der integrierten "Spiegel"-Redaktion, hat zuvor allerdings nicht beim "Spiegel" gearbeitet - er war zuletzt stellvertretender Chefredakteur der "Rheinischen Post" und der "Financial Times Deutschland" und dort unter anderem für juristische und Compliance-Fragen zuständig.
Die Kommission werde sich zu Jahresbeginn konstituieren und vom Tagesgeschäft unabhängig den Fragen rund um den Fall Relotius nachgehen können, heißt es beim Spiegel.
Hintergrund: Der Autor Claas Relotius hatte Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden, dabei auch Kollegen getäuscht und die Sicherungssysteme des Hauses überlistet (kress.de berichtete). Wie genau ihm dies gelungen ist und was daraus an Veränderungen in Organisation und anderen Bereichen zu folgern ist - dies wird das Mandat der Kommission sein.
Beim Spiegel heißt es: "Schon nach den ersten Recherchen der vergangenen Tage steht fest, dass viele Verdachtsmomente gegen Claas Relotius nur schwer überprüfbar sein werden und die Aufarbeitung mit den Publikationen in dieser Woche erst begonnen hat. Es gibt viele konkrete Fragen für die künftige Arbeit und die Verantwortlichkeiten - der Spiegel ist den Worten Rudolf Augsteins verpflichtet: Sagen, was ist. Das ist auch der Anspruch bei der Aufklärung im Fall Relotius. In allen Veröffentlichungen Verlässlichkeit und Genauigkeit anzustreben, in der Analyse wie in der Reportage, in der Nachricht wie im Kommentar, ist verbunden mit der grundlegenden Glaubwürdigkeit das höchste Gut des Hauses. Der Fall legt offen, dass diesen Ansprüchen nicht genüge getan wurde und wo womöglich die Schwächen und Grenzen der Sicherungssysteme sind."
Die Kommission soll mindestens ein halbes Jahr lang tätig sein. Die Erkenntnisse und Empfehlungen der Kommission sollen öffentlich dokumentiert werden.
Verlag und Chefredaktion des "Spiegel" wollen den Prozess "nach allen Kräften unterstützen" und mit der Kommission entscheiden, wie mit den Erkenntnissen und Empfehlungen umzugehen ist. Dafür soll die Kommission Zugang zu allen relevanten Materialien und Informationen bekommen, "die nach journalistischen und rechtlichen Maßstäben zur Verfügung zu stellen sind".
Die von Relotius verfassten Artikel sollen auch bis zu einer weitgehenden Klärung der Vorwürfe unverändert, aber mit einem Hinweis versehen, im Archiv beleiben. Das Archiv ist online zugänglich, auch um Nachforschungen zu ermöglichen.
kress.de-Tipp! Lesen Sie zum Fall Relotius auch die Kolumne von Paul-Josef Raue: Kein Fehler im System, aber ein Fiasko der Qualitätssicherung.
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