Für Günter Wallraff sind die heimlichen Aufnahmen, die zum Rücktritt des österreichischen Vize-Kanzlers Heinz-Christian Strache (FPÖ) geführt haben, ein "gelungener Coup". "Aber man möchte wissen, wer dahinter steckt. Wahrscheinlich eine größere Organisation", sagte Wallraff der Deutschen Presse-Agentur.
Das von "Süddeutscher Zeitung" und "Spiegel" veröffentlichte Video zeigt, wie Strache einer vermeintlichen russischen Oligarchin 2017 auf Ibiza öffentliche Aufträge in Aussicht stellt, wenn sie seiner Partei FPÖ zum Wahlerfolg verhilft. Das Video führte nicht nur zu Straches Rücktritt, sondern auch zum Bruch der rechtskonservativen Regierungskoalition Österreichs und zur Ankündigung von Neuwahlen.
Die journalistische Methode der versteckten Kamera habe sich in Deutschland längst als "Lex Wallraff" rechtlich legitimiert, so Wallraff zu dpa. Sie habe sich bewährt "und in Österreich nun ein ganzes Land wachgerüttelt". "Der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht haben dies für zulässig erklärt, wenn damit gravierende Missstände aufgedeckt werden. Ich würde mir nur wünschen, dass diejenigen, die das bewerkstelligt haben, sich zu erkennen geben." Er selbst habe bei seinen Aktionen mit versteckter Kamera nicht so lange bis zur Veröffentlichung gewartet.
Die auf Ibiza entstandenen Aufnahmen Straches sollen aus dem Jahr 2017 stammen. Die Aktion erinnere ihn an seine Aufdeckung der Putschpläne von Portugals General Antonio de Spinola 1976, sagte Wallraff. Die Aufdeckung der Pläne hatte dazu geführt, dass Spinola sein Exil in der Schweiz verlassen musste und sich nach Südamerika absetzte.
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