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Im Dezember 2018 hat der "Spiegel" die Fälschungen seines ehemaligen Redakteurs Claas Relotius öffentlich gemacht und eine interne Untersuchung eingeleitet. Der 17-seitige Bericht über den Betrugsfall liegt jetzt vor.
"Die gute Nachricht: Es wurden keine Hinweise darauf gefunden, dass jemand im Haus von den Fälschungen wusste, sie deckte oder gar an ihnen beteiligt war. Die schlechte Nachricht: Wir haben uns von Relotius einwickeln lassen und in einem Ausmaß Fehler gemacht, das gemessen an den Maßstäben dieses Hauses unwürdig ist. Und: Wir sind, als erste Zweifel aufkamen, viel zu langsam in die Gänge gekommen und haben Relotius' immer neuen Lügen zu lange geglaubt. In seiner Verdichtung zeichnet der Bericht da ein verheerendes Bild", schreiben Geschäftsführer Thomas Hass und Steffen Klusmann in einem Artikel auf "Spiegel Online". Der zuständige Dokumentar habe den Spiegel inzwischen "auf eigenen Wunsch" verlassen, zwei von Relotius' ehemaligen Vorgesetzten seien abgetreten, der eine als Ressortleiter, der andere als Chefredakteur. Gemeint sind Matthias Geyer und Ullrich Fichtner.
Im hinteren Teil des Berichts werden exemplarisch einige Beispiele genannt, in denen nicht betrogen, aber unsauber gearbeitet wurde: indem Geschichten durch eine sehr großzügige Auslegung von Abläufen oder Fakten eine künstliche Dramaturgie eingepflanzt wurde. "Dergleichen war bis zuletzt auch in anderen Redaktionen durchaus üblich, macht die Masche aber nicht legitimer - und wird bei uns nicht länger toleriert", betonen die "Spiegel"-Verantwortlichen.
Wie geht es nun weiter? "Wir haben dem Qualitätsjournalismus in Deutschland mit dem Fall Relotius einen gewaltigen Imageschaden zugefügt, das ist uns bewusst. Deshalb werden wir unsere Lehren daraus ziehen. Wir organisieren unsere Sicherungsmechanismen fortan so, dass sie auch nahtlos funktionieren, wir richten eine unabhängige Ombudsstelle ein, die etwaigen Hinweisen auf Ungereimtheiten nachgehen soll, und wir überarbeiten unsere Recherche-, Dokumentations- und Erzählstandards", so Hass und Klusmann.
Die Kommission hätte hierzu eine Reihe von Vorschlägen gemacht, zusätzlich arbeiteten drei "Spiegel"-Teams an einem neuen journalistischen Regelwerk für die Marke.
Fazit der Spiegel-Chefs: "Wenn all das den Spiegel besser macht, stellen sich die Betrügereien von Claas Relotius rückblickend betrachtet vielleicht als heilsamer Schock heraus. Der Abschlussbericht war dafür ein wichtiger Schritt, aber die Aufarbeitung geht weiter."
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