Job-Kolumne: 4 Veränderungen, die Ihnen sofort einen Energieschub geben

 

Bestimmte Verhaltensweisen sind ganz besondere Energieräuber: Sie verhindern, dass Sie Ihre begrenzten eigenen Ressourcen so effektiv wie möglich einsetzen. Mediencoach Attila Albert über vier Veränderungen, die Ihnen sofort mehr Kraft geben, um Ihre Ziele schneller zu erreichen.

Wie kommt es, dass manche so viel erledigen und erreichen, während andere nicht von der Stelle zu kommen scheinen? Diese Frage stellt sich, wenn man bedenkt, dass der Tag am Ende für jeden 24 Stunden hat - da geht es dem CEO nicht anders als dem Hausmeister. Viele Faktoren spielen natürlich eine Rolle. Aber bestimmte Verhaltensweisen sind ganz besondere Energieräuber. Sie verhindern, dass Sie Ihre begrenzten Ressourcen so effektiv wie möglich einsetzen. Hier vier Veränderungen, die Ihnen sofort einen Energieschub geben.

Energieschub 1: So wenig wie möglich jammern

Nichts raubt mehr Energie als das Gefühl, hilflos etwas ausgeliefert zu sein. Beispiel: In einem anstrengenden Job ohne Perspektive festzusitzen, während das Management immer neue Sparrunden durchzieht, man selbst aber trotz mehrerer Versuche bisher keine Alternative hat. Da liegt es nahe, sich über andere zu ärgern ("Der Vorstand ist eiskalt, dem geht es nur um die Zahlen"), über die Branche ("Geht ja überall abwärts") oder auch sich selbst ("Wieso habe ich nichts anderes gelernt?"), zu klagen oder ganz zu resignieren.

Das ist verständlich, frustriert Sie aber nur noch mehr. Die bessere Strategie: Verkneifen Sie sich Jammern in allen Ausprägungen, wo immer Sie nur können - Vorwürfe, Anklagen, demonstrative Seufzer, verbitterte Monologe. Dafür müssen Sie eine Grundhaltung ablegen: Dass Sie anderen oder den Umständen ausgeliefert sind. Was Sie stattdessen tun sollten: Kompletter Fokus auf Ihren Exit aus dieser Situation, etwa auf Bewerbungen, Networking, eine Selbstständigkeit, anfangs vielleicht nur nebenberuflich, Umzugspläne, wenn Sie am Wohnort zu wenige Chancen sehen oder sowieso ihren Lebensstil verändern wollen.

Energieschub 2: Sich weniger mit anderen anlegen

Ähnlich anstrengend ist es, sich in Konflikten aufzureiben, bei denen im Grunde nichts zu gewinnen ist. Beispiel: Ihr Chef entscheidet ständig anders, als Sie es richtig finden, und Sie streiten sich regelmäßig mit ihm herum. Selbst fühlen Sie sich von ihm ungerecht beurteilt und rechtfertigen sich deshalb oft. Da ist es fast unvermeidbar, den anderen herabzusetzen, sei es gedanklich oder vor anderen Kollegen ("Der hat ja gar keine Ahnung!"). Folge: Ihre Beziehungen verschlechtern sich weiter, und ihre Frustration steigt damit nur noch.

Auch hier ist Ihre Verärgerung nachvollziehbar. Sie machen sich damit aber höchstens mehr Gegner und überzeugen niemanden. Besser: Verkneifen Sie sich, wenn immer sie können, scharfe Worte - Angriffe, Vorwürfe, Verteidigungsreden. Welche Grundhaltung Sie dafür ablegen müssen: Dass Sie für sich selbst kämpfen müssen, weil es sonst keiner tut. Was Sie stattdessen tun sollten: Suchen Sie nach Gemeinsamkeiten mit den Mitmenschen, die scheinbar "ganz anders" als Sie selbst sind. Versuchen Sie, sie zu verstehen. Oft genügt das schon für eine Allianz auf Zeit, nicht selten sogar für eine unerwartete Verbundenheit.

Energieschub 3: Alltagsfluchten reduzieren

Sehr verständlich ist es, sich in schwierigen Lebenslagen trösten zu wollen, sich wenigstens "etwas zu gönnen", wenn auch sonst alles schiefgeht. Beispiel: Der Job nervt furchtbar, ohne regelmäßige Wellness-Wochenende und Urlaube, die immer etwas zu teuer geraten, würden Sie ihn gar nicht durchhalten. Dummerweise tragen genau diese Kosten dazu bei, dass sie keinen Job-Wechsel riskieren wollen oder nach Angeboten suchen, die es so auf dem Arbeitsmarkt nicht gibt - besserer Job mit mehr Gehalt ohne Umzug und Risiken.

Alltagsfluchten gehören zu den größten Bremsen für Angestellte. Sie lenken ab, haben aber Nebenwirkungen von Schulden (Dispo) bis Übergewicht. Besser: Gehen Sie, wenn immer möglich, die Ursache Ihres Unwohlseins an. Welche Grundhaltung Sie dafür ablegen müssen: Dass es irgendwann automatisch besser wird, wenn sie nur lange genug durchhalten. Was Sie stattdessen tun sollten: Schichten Sie Ihr Budget um, so weit Sie es schaffen. Mal eine Kurzreise streichen, den Urlaub eine Nummer kleiner oder nicht ganz so oft ins Restaurant - und dafür mehr Zeit, Geld und Kraft in ihre Zukunft investieren.

Energieschub 4: Sich mehr um sich selbst kümmern

Eine weitere beliebte Vermeidungstaktik ist es, sich ständig um alle anderen kümmern zu wollen - als hätte man nicht genug eigene Baustellen. Beispiel: Finanzielle Verpflichtungen für Partner übernehmen (z. B. für deren Geschäftsideen), die man selbst nie eingegangen wäre und die man sich eigentlich auch nicht leisten kann. Die Dankbarkeit dafür währt meist nur kurz. Mittelfristig entmündigt ständiges Helfen die anderen, überlastet Sie selbst und sorgt vor allem dafür, dass Ihre eigenen Probleme immer wieder hintenan stehen.

Selbstverständlich gehört Unterstützung zu jeder beruflichen und privaten Beziehung. Falls Sie allerdings immer derjenige sind, der hilft, haben Sie keine Beziehung, sondern ein Pflegeverhältnis. Lernen Sie mehr darauf zu vertrauen, dass die anderen auch eigene Ressourcen haben. Welche Grundhaltung Sie dafür ablegen müssen: Dass die anderen nicht ohne sie klarkommen werden. Was Sie stattdessen tun sollten: Helfen Sie immer nur für eine begrenzte Zeit und wenn es wirklich notwendig ist. Nur so regen Sie andere dazu an, Ihre eigenen Kapazitäten zu nutzen und nicht immer zu Ihnen zu kommen.

Keine dieser vier Veränderungen ist leicht. Es braucht jedes Mal ein bisschen Umdenken und ein wenig Überwindung im konkreten Moment. Mit der Zeit wird daraus aber auch eine neue Gewohnheit und zunehmend selbstsichere Routine. Jede kleine Entscheidung, es diesmal anders zu machen, trägt dazu bei. Urteilen Sie also nicht zu hart über sich selbst, wenn Sie wieder einmal merken, wie schwer es doch ist, bestimmte Verhaltensweisen zu ändern. Jeder kleine Schritt in diese Richtung bringt sie schlussendlich doch voran.

Zum Autor: Attila Albert (46) begleitet mit seiner Firma Media Dynamics seit mehreren Jahren Medienprofis bei der beruflichen und persönlichen Neuorientierung. Albert hat selbst mit 17 Jahren als Journalist zu arbeiten begonnen. Anfangs bei der "Freien Presse" in Chemnitz, eine der größten deutschen Regionalzeitungen, später insgesamt 23 Jahre bei Axel Springer, unter anderem als Textchef und für Sonderaufgaben bei der "Bild"-Bundesausgabe, danach als Autor bei der Ringier AG in Zürich. Berufsbegleitend hat er sich in den USA zum Coach ausbilden lassen sowie vorher ein dreijähriges Webentwickler-Studium absolviert.

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