Wer hat bei Springer wirklich die Mehrheit? Die Enkel sind das Zünglein an der Waage

 

Investor KKR hat sich ein Vorkaufsrecht auf die Aktien der Enkel Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer gesichert. Damit könnte KKR die Mehrheit bei Axel Springer übernehmen. Markus Wiegand berichtet exklusiv im neuen kress pro.

Seit der Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) im vergangenen Jahr bei Axel Springer eingestiegen ist, hat sich die Stimmung am Berliner Stammsitz verändert. Viele im Unternehmen sind angesichts des Sparkurses beunruhigt und stellen sich die Frage, wie es langfristig mit Springer weitergeht. Sowohl die Altaktionäre Friede Springer und Mathias Döpfner als auch die neuen Herren von KKR sind erkennbar bemüht, als Einheit aufzutreten. Alle Entscheidungen würden nur gemeinsam und in Eintracht gefällt, heißt es unisono.

Ende Februar hat KKR seine Angebotsunterlagen erneuert, um weitere Anteile anzukaufen. 45 Prozent hat sich der Investor bereits gesichert, rund 3,5 Prozent sind noch in Streubesitz (siehe kress-Infografik). In dem Angebot mit 61 Text-Seiten gibt es einen Punkt, der für die Mehrheitsverhältnisse künftig eine entscheidende Rolle spielen könnte: Dort ist vermerkt, dass sich KKR ein Vorkaufsrecht auf die Anteile der Enkel Axel Sven Springer (5,05 Prozent) und Ariane Melanie Springer (0,96 Prozent) gesichert hat. Zusammen mit den Aktien der beiden von rund 6 Prozent hätte KKR (45 Prozent) also die Mehrheit bei Springer. Bereits der Anteil von Axel Sven Springer würde dazu ausreichen, zumal KKR weitere Aktien aus dem Streubesitz erwerben möchte. 

KKR, das sich in der Finanzkommunikation von der Agentur Hering Schuppener beraten lässt, wollte zwar im Hintergrund allerlei sachdienliche Hinweise geben, mochte die Frage aber nicht beantworten, ob sich der Finanzinvestor durch das Vorkaufsrecht die Mehrheit sichern kann.

Springer dagegen teilte auf Anfrage mit: "Der Erwerb weiterer Aktien durch KKR würde auf die Verhältnisse im Konsortium, das sich aus KKR, Friede Springer und Mathias Döpfner zusammensetzt, keine Auswirkungen haben. Die Mitglieder des Konsortiums haben vereinbart, stets einvernehmlich abzustimmen. Es spielt daher keine Rolle, wer mehr oder weniger Aktien besitzt."

Das ist zweifellos richtig. Die Altaktionäre Friede Springer und Mathias Döpfner sowie Investor KKR haben ihre Zusammenarbeit auf fünf Jahre angelegt. So lange sieht die entsprechende Vereinbarung eine Haltefrist für die Aktien vor. Davor hätte die Sicherung der Mehrheit durch KKR höchstens symbolischen Wert. 

Für die Zeit danach allerdings sind die Anteile von Axel Sven und Ariane Melanie Springer das Zünglein an der Waage für die Mehrheitsverhältnisse bei Springer. Laut Angebotsunterlage ist das Vorkaufsrecht nicht zeitlich beschränkt. Wenn sich die Enkel von Anteilen trennen möchten, müssen sie an KKR verkaufen. Und das bedeutet: KKR kann sich unter Umständen eines Tages die Mehrheit sichern. Friede Springer und Mathias Döpfner haben diese Möglichkeit nicht. Es sei denn, KKR verkauft Anteile an beide. Dazu haben Investor und Altaktionäre wechselseitige Vorkaufsrechte vereinbart, die erstmals Ende 2024 ausgeübt werden können.

Die Enkel dagegen haben seit August theoretisch sogar die Möglichkeit, ihre Anteile sofort über eine Put-Option (Verkaufsoption) an KKR zu verkaufen. Diese Option läuft allerdings Ende März aus und die Enkel haben deutlich gemacht, dass sie keinen Gebrauch davon machen wollen.

Hat Axel Springer Garantien, die eine langfristige Verschiebung der Machtverhältnisse verhindern können? Und wie ist das Verhältnis zwischen Axel Sven Springer und Friede Springer jetzt, die über Jahre einen erbitterten Erbrechtsstreit vor Gericht ausgefochten haben.

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