Warum verschleißt die NWZ ihre Chefredakteure? Hoch im Norden sorgen bei der Nordwest-Zeitung (NWZ, mit Sitz in Oldenburg) zwei Personalien für Gesprächsstoff: Im vergangenen Herbst räumte bereits Lars Reckermann seinen Schreibtisch als Chefredakteur der "NWZ" (Aboauflage rund 83.000). Ende April verließ dann auch Stefan Bergmann seinen Posten als Chefredakteur der "Emder Zeitung" (Aboauflage rund 7.000), einer Tochter der "NWZ", die bisher eine große Autonomie genoss.
Im Haus selbst sorgten beide Personalien für eine gewisse Verwunderung. Reckermann, seit 2016 im Amt, hat eine Reihe wichtiger Journalistenpreise für das Haus gewonnen und genießt in der Branche einen guten Ruf. Bergmann führte die kleine "Emder Zeitung" mit Leidenschaft. Beide konnten im Lesermarkt stabile Zahlen vorweisen. Bergmann steigerte die Aboauflage im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr laut IVW sogar leicht. Es gab also von außen betrachtet nicht zwingend einen Grund für übertriebene Wechselaktivitäten.
Und so sahen nicht wenige in NWZ-Geschäftsführer Harold Grönke den bösen Buben. In diesem Fall kann allerdings als sicher gelten, dass nicht persönliche Zerwürfnisse entscheidend für die Trennungen waren, sondern eine konzeptionelle Frage, die in vielen Häusern mit zunehmender Härte diskutiert wird. Grönke nämlich möchte Ressourcen vom Überregionalen ins Lokale verschieben und das Blatt künftig auch so positionieren. Daher sollte das Lokale in den ersten Bund rücken. Motto: Wir sind eine Lokalzeitung. Diesen Kurs wollte "NWZ"-Chefredakteur Reckermann nicht mitgehen.
Die Pointe an der Geschichte: Auch die Gesellschafter und die Redaktion wollten das Lokale nicht ganz nach vorne holen. Der Kompromiss: Das Lokale ist jetzt weiter vorne, aber nicht im ersten Bund.
Bei Stefan Bergmann in Emden lag der Fall ähnlich. Lange führte er die kleinste Vollredaktion des Landes. Die NWZ wollte sich dies nicht weiter gönnen. Über das weitere Vorgehen konnte man sich nicht einigen, also verließ der Chefredakteur das Blatt.
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