Community ist für Sascha Lobo nicht, dass man ein paar Usernames im Forum anbietet und irgendwie ein paar Kommentare mal zwischendurch freischaltet, sondern dass Medien, vor allem Nachrichtenmedien, sich intensiv auf ihrem Publikum konzentrieren. "Das heißt nicht, dass man denen nach dem Mund redet. Das wollen die meisten Menschen sogar noch nicht einmal", sagt Lobo im Podcast-Interview von "Was mit Medien" auf Deutschlandfunk Nova. Er glaubt daran, dass Medienhäuser eigentlich Communities sein müssten, "und zwar Comminities mit einer eigenen, nachrichtlich aufgestellten Marke. Produktseitig anhand von ständiger Echtzeit-Datenauswertung zu experimentieren, was bei der Community am besten und am wirksamsten journalistisch funktioniert."
Alternative Medien haben laut Lobo das Konzept bereits umfassend verstanden: "Wenn man sich die großen politisch radikalen Erfolgsstorys der letzten fünf Jahre anschaut, dann sind das mediale Geschichten von Communities. Wenn wir uns sowas wie Breitbart anschauen, was für sehr viel Aufmerksamkeit und Aufruhr gesorgt hat und mit dazu beigetragen hat, dass Donald Trump in den Vereinigten Staaten gewählt werden konnte, dann ist das ein ziemlich eindeutiges Community-Instrument. Das ist nicht nur eine Nachrichten-Plattform, sondern das ist eigentlich eine Community, die eine Art eigene Redaktion auf den Leib geschnitten bekommen hat."
Wird ein Medium viel weiterempfohlen? Das sagt für Sascha Lobo viel über den Zustand der Community aus: "Es geht hier um Grund-Mechanismen, wie der Weiterempfehlung, ein ganz zentrales Kriterium für Communities. Wer empfiehlt wem, wann, was und in welcher Konstellation? Das zu bedienen, und das sehr viel stärker auch inhaltlich auszurichten, und nicht nur technologisch, das halte ich für eine sehr wesentliche Aufgabe von Medienhäusern", so Lobo im Was mit Medien-Podcast-Interview.
Sascha Lobos Appell an Medienmacherinnen und Medienmacher ist deshalb in erster Linie, sich viel intensiver um die Community zu kümmern. Er glaubt, dass ganz viel von dem, was man eigentlich tun müsste, bereits aus den Reaktionen des Publikums heraus lesbar ist. Diese Rückmeldung sei mehr wert als ein 180-seitiges Strategiepapier von einer teuren Unternehmensberatung. Lobo rät Medienprofis, selbst aktiv zu werden: "In den Austausch gehen heißt nämlich nicht nur zuhören, sondern auch selbst drauf reagieren und wieder eine Reaktion darauf bekommen und wieder darauf reagieren und hin und her einen klassischen Dialog führen. Und das auf einer Ebene, die den Namen Community verdient."

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