Die beiden eingangs zitierten Sätze wirken vielleicht etwas freudlos, offenbaren aber eine zentrale Qualität von Führungskräften: Ein Sachverhalt wird auf das absolute Minimum an Komplexität reduziert. Diesem Ansatz möchten wir auch in unserem kress pro-Editorial folgen: Was Sie über Headhunter wissen sollten.
1. Die Szene ist schwer zu fassen
Für die Titelgeschichte dieser Ausgabe haben Roland Karle und ich uns den Markt der Personalberater angeschaut. Nach informellen Gesprächen in der Medienszene haben wir als Marktüberblick eine Liste mit 25 wichtigen Beratern für Sie aufgestellt. Dabei zeigt sich, dass die Headhunter-Branche ziemlich heterogen ist. Erstaunlich: Selbst Personalberater kennen ihr Wettbewerbsumfeld oft nicht besonders gut.
2. Diskretion ist alles
Je höher die Führungsposition, desto größer ist die Geheimhaltung. Sowohl das Unternehmen als auch die potentiellen Wechselkandidaten haben kein Interesse, ihre Sondierungen bekannt zu machen. Das ist verständlich und kann dennoch zu Komplikationen führen. Zu Illustration eine Anekdote: Ein Berater erzählte, dass ihn einmal ein Verleger wütend anrief, weil er einen seiner Geschäftsführer für einen Wechsel angesprochen hatte. Der Headhunter hörte sich den Zorn an und wies dann darauf hin, dass der Verleger selbst doch auch schon Kunde seiner speziellen Dienstleistung war. Ein Ehrenkodex dagegen besagt: Berater sprechen niemanden ein zweites Mal an, den sie selbst vermittelt haben.
3. Headhunter sind auch nur Menschen
Man könnte meinen, dass es wegen dieses ganzen diskreten Gehabes für Journalisten schwer ist, mit Headhuntern ins Gespräch zu kommen. Das können wir nur bedingt bestätigen. In Hintergrundgesprächen waren viele auskunftsfreudig. Der beste Gesprächseinstieg: „Vermitteln Sie auch wirklich Führungskräfte in den Medien?“ Die häufigste Antwort: „Ja, ich bin einer der wichtigsten in der Branche.“ Das ist vielleicht eine unterschätzte Eigenschaft von Personalberatern: Wer das lukrative Geschäft erfolgreich betreiben will, muss nicht nur eine gute Menschenkenntnis besitzen, sondern vor allem ein guter Verkäufer sein.
4. Wer zahlt, bestimmt
Im Umgang mit Headhuntern gibt es gelegentlich ein Missverständnis. Manche glauben, dass Personalberater auch aktiv Kandidaten in Firmen unterbringen. Das ist ein Irrtum. Headhunter werden von den Unternehmen bezahlt. Deshalb nervt es die Berater, wenn Kandidaten hochfrequent den Kontakt suchen. Personalberatung ist im übrigen ein sehr lukratives Geschäft. Wenn Headhunter einen Chefredakteur oder Geschäftsführer für 150.000 Euro Jahresgehalt vermitteln, streichen sie dafür eine Provision zwischen 35.000 und 50.000 Euro ein.
5. Erfahrung ist gefragt
Im Titel-Interview hat Christoph Hartlieb, der in den vergangenen zehn Jahren mit seiner Beratung rund 500 Positionen in der Medienbranche besetzt hat, mit Kress Pro über die Lage am Arbeitsmarkt gesprochen. Eine wichtige Aussage: Natürlich suchen die Unternehmen jetzt alle Führungskräfte mit Digitalkompetenz. Gleichzeitig aber sind Entscheider mit Erfahrung gefragt und in Corona-Zeiten Führungskräfte, die Restrukturierung können. Während der Arbeiten zur Titelgeschichte war ja eigentlich der Plan, meinen Namen unter dem Deckmantel der Recherche diskret in der Szene der Headhunter zu verankern. Damit der Weg zur Besetzung der nächsten Chefredaktion im aufstrebenden Segment der Medienfachtitel nur über mich führen kann. Angesichts der Verdienstmöglichkeiten denke ich jetzt aber über was ganz anderes nach: einen Wechsel in die Personalvermittlung.
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Das Editorial von kress pro-Chefredakteur Markus Wiegand ist in kress pro-Ausgabe 9/2020 erschienen. Darin geht es in der Titelgeschichte um den "Kampf um die besten Köpfe". Wozu Top-Headhunter Christoph Hartlieb Unternehmen und Führungskräften jetzt rät. Plus: 25 Personalberater, die Sie kennen sollten.
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kress pro - das Magazin für Führungskräfte in Medien - erscheint wie kress.de im Medienfachverlag Oberauer. Chefredakteur ist Markus Wiegand.
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