"Die jungen Leute, die mit ihren digitalen Erfindungen das System der traditionellen Medien aushebeln, hatten das gar nicht vor! Die Gründer von Google und Facebook sind gar nicht angetreten, um Zeitungen anzugreifen. Es ist ihnen einfach passiert. Alles, was sie brauchten, war technisches Verständnis", schreibt Sebastian Turner in seinem FAZ-Gastbeitrag.
Er sieht darin ein fundamentales Strukturproblem. Die heutigen Macher von Zeitungen seien ganz überwiegend technikabgewandt. "Das heißt nicht: technikfeindlich. Sie haben kein Interesse", betont Turner. "Schauen wir uns noch einmal die aktuelle Statistik der Journalistischen Nachwuchsförderung der Adenauer-Stiftung an. Zwei Prozent der Bewerber letztes Jahr waren Ingenieur oder Ingenieurin. Er oder sie wurde nicht genommen. Alle Naturwissenschaften inklusive Medizin und Landwirtschaft machen etwa ein Zehntel aus. Der eine Jura-Bewerber wurde auch rausgeprüft. Eine weitere Mangelgruppe sind die Wirtschaftswissenschaften, da kam immerhin einer durch."
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Turners Befund: Der Journalismus werde herausgefordert durch neue Technologie und neue Geschäftsmodelle. Dem begegneten die Journalisten praktischerweise ohne Ingenieure und Kaufleute. Dabei sei es viel einfacher, jemandem, der Physik studiert habe, Journalismus beizubringen, als einem Journalisten Physik. Dafür gebe es auch überzeugende Beispiele in der Politik.
Turners Lösung: Die Verlage und Medienausbilder sollten lieber gezielt Ingenieure und Computer Scientists einstellen, auch wenn sie sich erst mal krumm ausdrückten. "Und wenn sie keine Ingenieure und Kaufleute bekommen, dann können sie immer noch die Sozial- und Kulturwissenschaftler, an denen es nicht mangelt, ertüchtigen in Technik und Wirtschaft."
Zur Person: Sebastian Turner war sieben Jahre Herausgeber des "Tagesspiegels" und ist Gründer der Trafo Media Tech GmbH. Der Text in der FAZ beruht auf seiner Festrede anlässlich des 40. Jubiläums des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung.
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