"Ich glaube, die große Verunsicherung im Haus ist in dieser Form nicht mehr vorhanden. Ja, Corona hat uns hart getroffen, und niemand trennt sich gerne von Mitarbeitern. Unser Veranstaltungsbereich hat sich aber in der Krise schnell verändert und das Geschäft quasi neu erfunden, wir bieten viele neue rein virtuelle und hybride Eventformen", sagt Handelsblatt Media Group-Geschäftsführerin Andrea Wasmuth im gemeinsamen Interview mit Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes in der Süddeutschen Zeitung. Es gelinge der Handelsblatt-Gruppe auch, dass Teilnehmer für virtuelle Formate zahlten, trotz vieler kostenfreier Angebote am Markt. "Wirklich gute Inhalte sind etwas wert", unterstreicht Wasmuth im Gespräch mit Caspar Busse.
In der Handelsblatt wurden zuletzt Stellen abgebaut. Weitere Sparpläne gebe es aber nicht, sagt Wasmuth. "Wir achten natürlich auf die Kosten. Die Gruppe hat jetzt noch knapp 900 Mitarbeiter." Sebastian Matthes, der neue Handelsblatt-Chefredakteur, fügt hinzu: "Wir sind gerade dabei, freiwerdende Stellen in der Redaktion nachzubesetzen. In einem nächsten Schritt wollen wir auch wieder wachsen. Unser Ziel ist nicht, jedes Jahr zehn Prozent Kosten zu reduzieren. Wir wollen neue Produkte entwickeln und neue Köpfe an Bord holen." Alle internationalen Medien, die digital erfolgreich seien, hätten massiv in Journalismus investiert. Denn nur mit gutem Journalismus könne man letztlich Geld verdienen. Am Ende entscheide nur die gute Geschichte, die gute Recherche, betont Matthes.
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Im SZ-Interview brechen Matthes und Wasmuth auch eine Lanze für Print: "Wir halten an Print fest, weil wir von der Wirkung von Print überzeugt sind", sagt Wasmuth. Print sei sehr profitabel und leiste nach wie vor einen hohen Ergebnisbeitrag. "Unsere Leser wollen auch eine gedruckte Zeitung, diese wird weiter stark nachgefragt."
Caspar Busse von der SZ fragt auch, ob es Pläne für eine engere Zusammenarbeit zwischen WirtschaftsWoche und Handelsblatt gibt. "Die beiden Blätter nehmen sich gegenseitig nichts weg", anwortet HMG-Chefin Andrea Wasmuth. "Wir treiben aber sowohl beim Handelsblattals auch bei der Wirtschaftswochesowie im ganzen Haus den Kulturwandel voran, also eine hierarchiefreie Zusammenarbeit und eine offene Feedback- und Fehler-Kultur."
Wasmuth blickt dabei kritisch auf das eigene Haus: "Man kann schon sagen, dass die Kultur hier hierarchisch war, und es gab auch ein gewisses Silo-Denken, viele dachten eher an ihren eigenen Erfolg. Wir wollen als Team agieren. Sebastian und ich hier im Interview, das ist auch ein Zeichen dafür, wie gut wir zusammenarbeite."
Im SZ-Interview sagt Wasmuth auch, dass es derzeit keine Pläne gebe, die Geschäftsführung wieder zu erweitern. Aber sie führe die Gruppe ja auch nicht alleine, sondern im Team mit der Geschäftsleitung, und man arbeite sehr gut und vertrauensvoll zusammen.
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