"Gesinnung hat im Journalismus nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Haltung dagegen brauchen wir sehr wohl. Zu sagen, was ist, ist zum Beispiel eine Haltung. Gerade unsere jungen Leute müssen aber lernen, beides auseinanderzuhalten", sagt Schlesinger im Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeit. "Unser Beruf zieht eher Idealisten an, die mit ihrer Arbeit die Welt verändern möchten, was nicht falsch ist. Aber wir müssen auf Ausgewogenheit achten. Der Journalismus, in dem keine großen Gehälter mehr winken, ist leider gerade für sogenannte Bürgerliche kein hyperattraktiver Job mehr", so Schlesinger, die auch RBB-Intendantin ist, im Gespräch mit Jochen Bittner und Stefan Schirmer.
In der Zeit widerspricht Schlesinger auch Forderungen aus der Politik, wonach ARD und ZDF weniger Unterhaltungsprogramm bieten sollten: "Ich halte es für richtig, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch Ablenkung von Lebensnot anbietet, ohne nackte Menschen auf eine Insel zu bringen oder sie in Container zu sperren und im Dschungel Spinnen essen zu lassen", sagt die ARD-Vorsitzende in der Zeit. "Unsere Unterhaltung ist anders. Wir brauchen sie, um Akzeptanz zu gewinnen; auch bei jüngeren Menschen."
Zur Person: Patricia Schlesinger studierte in Hamburg Wirtschaftsgeographie, politische Wissenschaft, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Anschließend volontierte sie beim NDR und wurde erste Südostasien-Korrespondentin des Senders. Vier Jahre lang moderierte sie "Panorama" und leitet Kultur und Dokumentation. 2016 wechselt sie zum RBB und wurde dort Intendantin. Im Juni 2019 wählte der Aufsichtsrat der ARD-Produktionsfirma Degeto sie zudem zur Vorsitzenden. Anfang 2022 wurde sie Vorsitzende der ARD.

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