"Bewahren Sie diesen einzigartigen Verlag und führen Sie ihn gemeinsam mit uns in eine gute Zukunft!", heißt es in einem Brief, aus dem Alexander Kühn im Spiegel zitiert. Das Schreiben richtet sich dem Nachrichtenmagazin zufolge an Familiensprecher Christoph Mohn und dessen Mutter Liz. Unterzeichnet haben demnach die Redaktionsbeiräte von Art, Brigitte, Eltern, Geo/P.M., Geolino, Stern und dem sogenannten Quality Board, dem Schlussredaktion und Faktenchecker angehören.
Die Beiräte sind "erschüttert", dass sich RTL und Bertelsmann nicht schnell und eindeutig zu "spekulativen Berichten" über die Zukunft von Gruner + Jahr geäußert haben. U.a. veröffentlichte die SZ einen Artikel, der für viel Unruhe sorgte. "So geht man nicht mit Menschen um, die seit vielen Jahren mit großem Engagement für ihre Marke arbeiten. Oder soll hier eine ganze Belegschaft zermürbt werden?", zitiert der Spiegel aus dem Brief.
Gruner + Jahr solle es "offiziell" nicht mehr geben, heißt es in dem Schreiben weiter. "Der Geist aber, der dieses Verlagshaus über die Jahrzehnte getragen hat, lebt." Die Redaktionsbeiräte wehrten sich "gegen die Spaltung, die betrieben wird. Gruner + Jahr ist ein Gesamtpaket, das sowohl in der redaktionellen Zusammenarbeit als auch im Werbemarkt funktioniert."
Am Ende des Schreibens wenden die Beiräte sich laut Spiegel direkt an Liz und Christoph Mohn: Eigentümer und Belegschaft hätten ein "gemeinsames, langfristiges Interesse an einem publizistisch unabhängigen und wirtschaftlich starken Medienhaus", schreiben sie demnach. "Angestellte Manager denken dagegen oft viel zu kurzfristig. Wir appellieren an Ihre unternehmerische, gesellschaftliche und soziale Verantwortung."
Indes ruft der Deutsche Journalisten-Verband Nord (DJV Nord) die festen und freien Beschäftigten von Gruner + Jahr am morgigen Mittwoch um 13 Uhr zu einer "kämpferischen Mittagspause" vor dem Haupteingang von G+J am Baumwall auf. RTL Deutschland und die Muttergesellschaft Bertelsmann sollen aus Sicht des DJV Nord den Bestand der Arbeitsplätze bei Gruner + Jahr (G+J) garantieren: "Wer einen Verlag übernimmt, trägt damit auch eine erhebliche gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Journalistische Vielfalt ist ein hohes Gut, die Titel von G+J müssen erhalten bleiben, und damit auch die Arbeitsplätze", so Marina Friedt, 1. Vorsitzende des DJV Nord.
Hintergrund: Bertelsmann hat Anfang Januar Gerüchte über den Verkauf seiner bekanntesten Zeitschriften zurückgewiesen. Entgegen anderslautender Berichte fänden darüber keine Gespräche statt. Bertelsmann widerspricht demnach einem viel beachteten Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, wonach bekannte Zeitschriften-Titel des Gruner- und Jahr-Verlags auf dem Markt angeboten würden - unter anderem Geo, Brigitte und Schöner Wohnen.
Der Gütersloher Konzern hat die Zeitschriften inzwischen seiner Fernsehsparte RTL zugeordnet - die meisten leiden wie die gesamte Branche unter sinkenden Auflagen und hohen Energiepreisen. Derzeit laufe eine Analyse des Titelportfolios. RTL bestätigte zwar indirekt mögliche Einschnitte - konkrete Verkaufsgespräche gebe es aber nicht.

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