Auszug aus dem Titelinterview im aktuellen kress pro - Magazin für Führungskräfte in Medien:
kress pro: Zum Schluss noch ein ganz anderes Thema: Ihr Unternehmen ist in diesem Jahr durch eine ganz besondere Form des sozialen Engagements aufgefallen. Sie haben am Verlagssitz Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Wie ist es dazu gekommen?
Andreas Arntzen: Wir wollten einfach helfen. Parallel dazu hatten wir ja immer noch die Pandemie. 80 Prozent der Mitarbeiter waren im Homeoffice. Wir konnten daher aktuell nicht benötigte Bürogebäude in Wohngebäude umbauen. Nur durch Spenden der Mitarbeiter haben wir diese Wohnungen komplett ausgestattet und dann ukrainischen Familien zur Verfügung gestellt. 70 Menschen haben dort eine neue Heimat gefunden. Unsere Mitarbeiter waren und sind bis jetzt enorm engagiert: von der Suche nach Kindergartenplätzen über die Organisation von Deutschunterricht bis zur Kooperation mit Sportvereinen. Wir haben dieses Engagement bewusst nicht groß nach außen getragen, aber das Ganze war im Rückblick auch für die Kultur und den Zusammenhalt im Unternehmen extrem wichtig.
Stimmt es, dass Sie nach Kriegsausbruch selbst mit einem Hilfstransport an die ukrainische Grenze gefahren sind?
Ja, das war im März eine ganz kurzfristige Entscheidung. Wir sind zu viert in 36 Stunden 2.000 Kilometer bis zur ukrainisch-polnischen Grenze hin- und zurückgefahren. Da standen die ukrainischen Mütter mit ihren Kindern in den Sammellagern. Das waren unfassbare und sehr, sehr emotionale Eindrücke. Auch diese Erfahrungen waren für uns eine ganz starke Motivation weiterzumachen.
Verändern solche Erfahrungen die Einstellung zum Job und zum Business?
Ja, ganz eindeutig und es relativiert so vieles. Aber grundsätzlich gilt eben auch: In der Krise erkennt man den Charakter der Menschen. Und so erleben wir alle gerade jetzt, wer Ruhe bewahrt und wer nervös wird, wer Werte vertritt und Verantwortung übernimmt, ganz gleich, ob es im Business oder im Gesellschaftlichen und Privaten ist. Ich denke, wir haben uns gar nicht groß verändert und beispielsweise schon während der Pandemie sehr viel für unsere Mitarbeiter und die Angehörigen getan. Würden wir die Zeit bis Februar 2020 zurückdrehen, würden wir so ziemlich alles genauso machen, wie wir es getan haben – und dafür können wir sehr dankbar sein.
[...] Andreas Arntzen hat die Ergebnisse des Wort & Bild Verlags gesteigert und investiert gezielt in Zusatzgeschäfte und das Digitale. Was er beim Umbau des Traditionshauses gelernt hat, sagt er im großen kress pro-Titelinterview. Jetzt lesen.
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