Auszug aus dem Technologie-Case in kress pro, Magazin für Führungskräfte in Medien:
Das Thema Automatisierung von Texten im Journalismus ist nicht neu: Schon ab 2014 experimentierten große Medienunternehmen wie Associated Press (AP), das "Wall Street Journal", die "Financial Times" und Spezialagenturen wie Automated Insights (das Unternehmen entwickelte Wordsmith, einen der führenden algorithmischen Sprachgeneratoren). Neu ist allerdings, dass sich in den USA inzwischen auch die ersten Lokalmedien als Pioniere beim Einsatz intelligenter Schreibsoftware hervortun. Besonders interessante Beispiele sind zwei völlig verschiedene Unternehmen: der marktführende Regionalzeitungsverlag Gannett und die digitale Mini-Lokalzeitung Richland Source. Project Localizer
Wie das USA Today Network mit seiner intelligenten Schreibsoftware-Suite den Lokaljournalismus belebt
Die Verlagsgruppe Gannett besitzt mit der überregionalen Tageszeitung "USA Today" und dem USA Today Network (mehr als 230 Lokalzeitungen) die größte Tageszeitungskette in den USA. Insgesamt erreicht das USA Today Network täglich mehr als die Hälfte des digitalen Publikums. Die meisten kleineren Zeitungen in der Kette wären einerseits ohne kosteneffiziente Übernahme vieler Beiträge aus dem Netzwerk nicht mehr überlebensfähig, sie können aber andererseits mit der gleichförmigen Befüllung kaum noch ihren lokalen Charakter bewahren. Hier kommt das Projekt Localizer ins Spiel. Es wurde von Gannett vor drei Jahren im Rahmen des von der Knight-Stiftung unterstützten Mentorenprogramms NYC Media Lab's AI & Local News Challenge gestartet und seitdem sukzessive weiterentwickelt.
Localizer umfasst eine Suite von aufeinander abgestimmten KI-basierten Tools: Journalisten verfassen Textvorlagen in der lizenzierten NLG-Schreibsoftware Arria (NLG = Natural Language Generation). Die inhouse entwickelte Content-Verbreitungs-Software Localita generiert Beitragsvarianten, die anschließend vom hauseigenen CMS Presto auf das Zeitungsnetzwerk ausgerollt werden. Das Projekt ermöglicht lokale und hyperlokale Inhalte, die ohne Automatisierung nicht finanzierbar wären.
Außerdem befreit Localizer Redakteure von wiederkehrenden Routinen und verschafft ihnen Freiräume für anspruchsvollere Aufgaben. Letztlich soll das Projekt das Abonnementgeschäft nachhaltig steigern. Vor allem beim wichtigen lokalen Thema Immobilienmärkte macht sich die Investition bereits positiv bemerkbar. "Wir sehen mittlerweile ein dreimal so intensives Engagement unserer Abonnenten mit Immobilienbeiträgen und zunehmend auch einen direkten Zusammenhang zwischen unserer verstärkten Immobilienberichterstattung und dem Abschluss neuer Abos", sagt Jessica Davis, die beim USA Today Network die Bereiche Dateninitiativen und Nachrichtenautomatisierung verantwortet.
Vor dem Einsatz von Localizer befasste sich jede einzelne Redaktion jeden Monat zwei Stunden lang mit dem Stand des Immobilienmarkts im jeweiligen Bundesstaat - ein immens unrentabler Einsatz von Manpower. Seit Localizer werden solch standardisierte Beiträge von einem einzigen Reporter in zwei Stunden verfasst und mit Hilfe von Localizer in Form von lokalen Varianten skaliert.
[...] Lesen Sie den vollständigen Case "Automatisierung für mehr Abonnenten" von Ulrike Langer jetzt in kress pro.
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