kress.de: Herr Kuck, helfen Sie Kollegen aus der Medienbranche doch noch mal kurz auf die Sprünge: Wofür genau steht die Genossenschaft Noweda und warum bot sich für Sie einst eine Zusammenarbeit mit dem Hause Burda an?
Michael Kuck: Noweda ist als Pharmagroßhändler zentrale Drehscheibe der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Wir stehen für Same Day Delivery seit über 80 Jahren. Täglich beliefern wir Apotheken aus einem Sortiment von über 160.000 Medikamenten und apothekenüblichen Waren. Eigentümer und Mitglieder der genossenschaftlich organisierten Noweda sind über 9300 Apothekerinnen und Apotheker. Als starker Partner der lokalen Apotheken sichern wir die Gesundheit von Millionen Menschen in ganz Deutschland.
kress.de: Und der Kontakt mit Burda?
Michael Kuck: Das Thema Gesundheit verbindet uns mit Hubert Burda Media. Burda hat sich den publizistischen Auftrag gegeben "Deutschland gesünder zu machen". Das impliziert das Engagement für eine verlässliche Gesundheitsinfrastruktur, in der Vor-Ort-Apotheken eine Hauptrolle spielen. Das Ziel, die Apotheken zu stärken und dafür zu sorgen, dass sie im Zuge der Digitalisierung gegenüber dem Online-Versandhandel wettbewerbsfähig bleiben, ist unser gemeinsames Anliegen. Unsere Stärken zu bündeln war 2018 Anstoß, den Zukunftspakt Apotheke zu gründen. Besonders stolz sind wir auf unser Joint Venture, die my life media GmbH. Die My Life bietet Leserinnen und Lesern kompetenten Gesundheitsjournalismus und moderne Lifestylethemen in einer hochwertigen Apotheken-Zeitschrift. Im Joint Venture können wir durch die redaktionelle Fachkompetenz des Competence Centers Health mit rund 100 versierten Medizin- und Health-Journalisten im BurdaVerlag und die bestehende Logistik über den Arzneimitteltransport von Noweda und unseres Partners Pharma Privat die Kosten extrem optimieren. So können wir den Vor-Ort-Apotheken mit der My life ein hochwertiges und zugleich unschlagbar günstiges Magazin zur Kundenbindung anbieten.
"My life stieß von Beginn an - sowohl bei den Apotheken, als auch bei Leserschaft und Anzeigenmarkt - auf eine hohe Akzeptanz."
kress.de: Wer an Apotheken-Besuche und die Zeitschriften und Prospekte dort denkt, landet meist schnell bei einem lange eingeführten Namen. Was gab Ihnen die Zuversicht, dass es überhaupt Potenzial für eine Alternative bzw. Ergänzung zu "Apotheken Umschau", "Medizini" und Co. gibt?
Michael Kuck: Der Apotheken-Markt kannte bis zum Launch der My life tatsächlich nur ein marktbeherrschendes Produkt. Aber in Kombination unserer Stärken - denen eines vielfältigen, reichweitenstarken Medienhauses wie Burda und denen der größten Apothekergenossenschaft Deutschlands wie Noweda - hatten wir die Chance, den Apotheken eine echte Alternative anbieten zu können. Wir sind zutiefst davon überzeugt, ein hervorragendes Produkt zu haben. Unsere Zuversicht hat sich schnell bestätigt. My life stieß von Beginn an - sowohl bei den Apotheken, als auch bei Leserschaft und Anzeigenmarkt - auf eine hohe Akzeptanz. So haben sage und schreibe 100 Prozent der Apotheken, die die My life über eine Testphase von 9 Monaten mit bis zu 150 Exemplaren pro Ausgabe kostenfrei bestellen durften, im Anschluss das kostenpflichtige Abo abgeschlossen. Stand heute beziehen über 7.000 Apotheken die My life: Auflage 2,35 Millionen im Monat. Doppelt attraktiv ist unser Angebot für Apotheken, da der Zukunftspakt Apotheke einen wesentlichen Vorteil bietet: die nachhaltige Kombination aus der digitalen Infrastruktur IhreApotheken.de und dem My life-Portfolio. Das kommt gut an!
kress.de: Noweda kooperiert nicht nur in Medienfragen mit Burda, die Zusammenarbeit ist ja deutlich enger. Wie und warum kam es zu dem Joint Venture-Modell?
Michael Kuck: Ein moderner Beitrag zum Erhalt der Apotheken besteht nicht nur in einer hochwertigen Kundenzeitschrift, sondern bedarf auch eines digitalen Angebots zur Kundenbindung. So ist der zweite Baustein im Zukunftspakt Apotheke IhreApotheken.de, die Onlinepräsenz der Vor-Ort-Apotheken, an der Burda ebenfalls Mitgesellschafter geworden ist. IhreApotheken.de bietet den ersten deutschlandweiten Onlineservice für Kundinnen und Kunden der lokalen Apotheken. Ob Medikamente, Impftermine oder pharmazeutische Dienstleistungen - IhreApotheken.de baut seit 2019 die digitale Infrastruktur, über die Kunden die Angebote der stationären Apotheken auch online 24/7 nutzen können.
"Wir sind auf einem sehr guten Weg. Allerdings laufen wir einen Marathon und keinen Sprint."
kress.de: Wenn Sie eine erste Bilanz ziehen: Wie hat sich das Modell Zukunftspakt Apotheke bislang wirtschaftlich entwickelt - auch mit Blick auf das angespannte Wettbewerbsumfeld, die Lage der Apotheken und die Umbrüche in Pandemiezeiten?
Michael Kuck: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Allerdings laufen wir einen Marathon und keinen Sprint. Mit IhreApotheken.de waren wir 2019 die ersten, die eine digitale Infrastruktur für die Apotheken und deren Kundinnen und Kunden auf den Markt gebracht haben. Wir brauchen aber weiterhin Energie und Leidenschaft. Rückenwind geben uns die Erfolge, die wir bereits erzielen konnten, wie etwa die tolle Performance von My life. Auch die Idee hinter IhreApotheken.de ist denkbar einfach: Der Kunde bestellt online in "seiner" Apotheke um die Ecke. Rezepte können ganz einfach abfotografiert und per App übermittelt werden. Die Bestellung kann der Kunde entweder selbst abholen oder durch den Apothekenbotendienst liefern lassen.
"Burda ist es gewohnt, dass sich die Titel am umkämpften Markt der freiverkäuflichen Zeitschriften behaupten müssen. Und dieselbe Messlatte einer Kaufzeitschrift wurde auch an die My life angelegt."
kress.de: Welchen zentralen Stellenwert hat im Gesamtkonstrukt das Print-Magazin My Life, was hat sich bewährt, wo stecken aktuelle Herausforderungen?
Michael Kuck: Die My life hat sich nicht nur bei den Leserinnen und Lesern etabliert, sondern auch im Anzeigenmarkt, der Health-Branche und der Pharmaindustrie. Das Magazin ist das zentrale Kundenbindungsinstrument für die Vor-Ort Apotheken. Burda ist es gewohnt, dass sich die Titel am umkämpften Markt der freiverkäuflichen Zeitschriften behaupten müssen. Und dieselbe Messlatte einer Kaufzeitschrift wurde auch an die My life angelegt. Da auch wir mit unserem Namen für die hohe Qualität der My Life einstehen, sind wir sehr glücklich, dass Burda und Noweda auch in diesem Punkt so gut zusammenpassen.
kress.de: Und die Herausforderungen? Die Lage ist für viele Medienhäuser momentan doch oft recht ernst.
Michael Kuck: Aktuelle, branchenspezifische Herausforderungen betreffen etwa die enorm gestiegenen Papier- und Energiekosten. Wir behalten aber trotz der schwierigen Rahmenbedingungen die Produktleistung bei. Gerade aufgrund der Lesermarkt-Erfahrung von Burda, produzieren wir die My life nach wie vor im gewohnten Umfang und dem beliebten Größenformat. Wir halten Kurs und bieten die My life den Apotheken dank unserer vereinten Stärken auch trotz der großen Marktherausforderungen weiterhin zu einem sehr günstigen Preis an.
kress.de: Wie stark spüren Sie den Konkurrenzdruck bzw. mögliche Widerstände mit dem Mitbewerber Wort & Bild Verlag. Die Konkurrenzsituation wirkt ja - vorsichtig ausgedrückt - gelegentlich ein wenig angespannt?
Michael Kuck: Wie gesagt: Das ist Alltag für Burda, aber auch Alltag für uns als Noweda. Der Markt der Pharmazeutischen Großhändler ist ebenfalls sehr schnell und extrem wettbewerbsorientiert. Es liegt in der Natur der Sache, dass Unternehmen wie Noweda und Burda allein durch ihr breites Portfolio selbstbewusst in diesem Markt agieren können.
kress.de: Wie sieht die redaktionelle Bilanz aus: Welche Themen kommen besonders gut an, wo sind mögliche weitere Ableger geplant?
Michael Kuck: Vor allem Themen rund um Gesundheit und Lifestyle, Wellness und Beauty, Wohnen und Garten sowie natürlich Essen und Trinken sind beliebt. Insbesondere die moderne, wissenschaftlich fundierte und leicht verständliche Aufbereitung aller Medizin- und Gesundheitsthemen stößt auf große Begeisterung. Fazit: My life ist DAS moderne Gesundheits- und Lifestyle-Magazin für Apothekenkunden.
kress.de: Wie gut funktioniert das Zusammenspiel mit den Digitalkollegen, welchen Verschiebungen ergeben sich mit Blick auf die Ansprache der Zielgruppen?
Michael Kuck: Burda hat im Competence Center Health das Wissen all seiner Medizin- und Gesundheitsjournalisten gebündelt und vernetzt. Von dort werden die Zielgruppen in Print und Digital optimal bedient.
kress.de: Welche weiteren Ausbaustufen sind für das Gesamtmodell Zukunftspakt Apotheke geplant?
Michael Kuck: Grundsätzlich gilt: Apotheken sind für die Gesundheitsversorgung und -vorsorge der Menschen unerlässlich. Mit IhreApotheken.de schaffen wir die notwendige digitale Infrastruktur für deren erfolgreiche Zukunft. Insbesondere in der Ausgestaltung des E-Rezepts sehen wir einen enormen Mehrwert für Patientinnen und Patienten sowie die Dienstleister im Gesundheitswesen. Dafür ist jedoch eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten erforderlich. Wir sind fest davon überzeugt, dass smarte digitale Services, kombiniert mit dem flächendeckenden, niedrigschwelligen Gesundheitsangebot der lokalen Apotheken erhebliche Mehrwerte für das Gesundheitswesen und die Patientinnen und Patienten bieten. Hinzu kommt: Eine schnellere Arzneimittelversorgung als in der Kombination von pharmazeutischen Großhandel und Apotheke gibt es defacto nicht. Wir beliefern jede Apotheke innerhalb weniger Stunden nach Auftragserteilung. Mit IhreApotheken.de kombinieren wir diese schnelle Verfügbarkeit mit der umfassenden Kompetenz und persönlichen Nähe der Apothekerinnen und Apothekern vor Ort. Arzneimittel sind Vertrauenssache. Deswegen werden wir die Kampagne für IhreApotheken.de 2023 deutlich ausweiten.
"Alle 27 Stunden schließt in Deutschland eine Apotheke."
kress.de: Wie positioniert sich das Haus mit Blick auf laufende Rechtsstreitigkeiten hinsichtlich der Gesundheitsinformationen der Bundesregierung?
Michael Kuck: Wir haben den Prozess unseres Partners NetDoktor natürlich genau verfolgt. Das rechtskräftige Urteil hat uns in unserer Rechtsauffassung bestätigt. Vor allem Burda hat sich in der Frage der Pressefreiheit ja völlig zu Recht sehr klar positioniert. Wenn wir uns allerdings etwas von der Bundesregierung wünschen könnten, dann wären das ganz klar attraktivere Rahmenbedingungen für die lokalen Apotheken. Denn die flächendeckende Versorgung ist mittlerweile gefährdet. Alle 27 Stunden schließt in Deutschland eine Apotheke (ca. 300 p.a.). Im europäischen Vergleich sind viele andere Länder gemessen an der Bevölkerungsdichte mittlerweile besser versorgt als wir in Deutschland. Hier besteht dringend Handlungsbedarf!
Hintergrund: Die Zeitschrift "My life", gestartet im Frühjahr 2019 und erstellt im Hause Burda, erscheint zweimal im Monat (jeweils zum 1. und 15.) und soll medizinisch fundierten Gesundheitsjournalismus mit unterhaltsamem Lesevergnügen. "My life" ist nur in Vor-Ort-Apotheken erhältlich. Das Magazin kann von Apotheken als Basis-Ausgabe oder mit einem 56-seitigem TV-Programmteil bezogen und kostenlos an die Apothekenkunden weitergegeben werden. Zum Titel-Portfolio, das Burda im Joint Venture mit der Apothekergenossenschaft Noweda herausbringt, gehören mittlerweile auch die Kinderzeitschrift "Platsch!", der Diabetes-Ratgeber "Gut leben mit Diabetes", das Senioren-Magazin "my life Senioren" und das Rätselheft "my life Lieblingsrätsel".
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