Droht bei RTL ein Stellenabbau in dreistelliger Höhe?

03.02.2023
 

Am kommenden Dienstag will Thomas Rabe informieren, wie es bei RTL Deutschland weitergeht. Dabei könnte es um mehr als die Zukunft der G+J-Magazine gehen. Wie DWDL berichtet, könnte es bei RTL zu einem massiven Stellenabbau kommen. 

Thomas Lückerath, Gründer und Chefredakteur des Medienmagazins DWDL, schreibt:

"Spannend wird der kommende Dienstag aber auch, weil es mehr offene Fragen gibt als die G+J-Titel in Hambug: Während öffentlich fast ausschließlich die Zukunft der Gruner+Jahr-Marken diskutiert wurde, umfasst 'Project ONE' noch viel weitgehendere Veränderungen bei RTL Deutschland. Seit Monaten hat man dafür Unternehmensberater im Haus, die nicht nur in Hamburg sondern auch Köln alles auf den Prüfstand stellen. Bei allen Abteilungen wurden Vorschläge für Einsparmöglichkeiten eingefordert, sicher nicht ohne Konsequenzen."

Nach Lückeraths Informationen rechnet man im Hause RTL Deutschland mit einem Stellenabbau in insgesamt dreistelliger Höhe. Ob es auch dazu am Dienstag bereits Informationen gebe, bleibe abzuwarten. Der Februar sei für die Kommunikation jedoch angepeilt geworden. "Vorsorglich wurde die übliche Karnevalsfeier bei RTL Deutschland schon vor einiger Zeit abgesagt. Der Februar wird spannend, nicht nur in Hamburg", so Lückerath bei DWDL.

Im Intranet von RTL Deutschland wird ein "Townhall Hamburg" bei G+J am Baumwall für den kommenden Dienstag, 9 Uhr, angekündigt. Danach folgt um 10:30 Uhr ein "All Hands RTL Deutschland"-Termin als Videocall für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses. In Hamburg werden die Führungskräfte Thomas Rabe, Stephan Schmitter und Xenia Meuser vor Ort sein, Matthias Dang, Andreas Fischer und Ingrid Heisserer werden aus Köln zugeschaltet.

Dann könnten auch die G+J-Mitarbeiter Antworten bekommen. Nach Lars Haider vom Abendblatt macht auch Thomas Lückerath von DWDL einigen von ihnen Hoffnung: Die Sorge, dass allein der Stern bei RTL bleibe, sei nach DWDL.de-Informationen unbegründet. Lars Haider hatte am Donnerstag geschrieben: "Nach Informationen des Hamburger Abendblatts könnten die Berichterstattung der vergangenen Tage und die Proteste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter doch noch einmal Bewegung in die Diskussionen gebracht haben, die bei Bertelsmann in Gütersloh geführt werden."

Indes fordert der Deutsche Journalisten-Verband am Freitag die Führung des Bertelsmann-Konzerns auf, alle journalistischen Arbeitsplätze beim Privatsender RTL und bei den früheren Gruner + Jahr-Zeitschriften zu erhalten. Man reagiere damit auf Berichte, nach denen ein Stellenabbau in dreistelliger Höhe drohe.

"Auf den Fehler, die Traditionsmarke Gruner + Jahr zu streichen, darf jetzt nicht auch noch die Streichung qualifizierter journalistischer Arbeitsplätze folgen", sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Die Personalstärke der Redaktionen beim Sender RTL wie bei den Zeitschriftentiteln müsse ungekürzt erhalten bleiben. "Sonst droht ein schleichender journalistischer Qualitätsverlust."

Der DJV-Vorsitzende erwartet von der Bertelsmann-Führung, die Mitarbeiter über die geplanten Maßnahmen am kommenden Dienstag umfassend aufzuklären. "Die seit Monaten andauernde Hängepartie ist den Kolleginnen und Kollegen nicht länger zuzumuten."

Hintergrund: RTL hatte zum Jahreswechsel 2021/22 die Magazinsparte des Verlagshauses - beide Unternehmen gehören zum Bertelsmann-Konzern - in sein Portfolio integriert und will mehr Synergien schaffen. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass das Titelportfolio überprüft wird. Bekannte Zeitschriften von Gruner + Jahr sind zum Beispiel Stern, Geo, Brigitte und Schöner Wohnen.

Ein Sprecher von RTL Deutschland sagte in der vergangenen Woche: "Die Analyse des Titelportfolios läuft. Ergebnisse stehen noch nicht fest, sie sind für das erste Quartal 2023 geplant und werden dann entsprechend kommuniziert. Es finden keine Verkaufsgespräche statt." Zu Spekulationen über einzelne Titel äußerte sich der börsennotierte TV-Konzern nicht.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hatte im vergangenen September verkündet: "Das Magazingeschäft steht beispielsweise aktuell besonders unter Druck. Darum werden wir das Titelportfolio überprüfen und nur solche Titel mit RTL zusammenführen, die wirklich synergetisch sind."

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