"Diese Entscheidung ist durch nichts begründet als durch gewissenlose Profitmaximierung", kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Das sei die Abwicklung des renommierten Medienhauses Gruner + Jahr. Es sei zu befürchten, dass sich RTL mittelfristig doch von den verbleibenden Titeln trennen wolle und bis dahin nicht mehr investiere.
Die Vorsitzende des DJV Nord Marina Friedt sieht Bertelsmann in der Pflicht, der sozialen Verantwortung für die Beschäftigten gerecht zu werden: "Das RTL-Management muss betriebsbedingte Kündigungen ausschließen. Das ist es den Kolleginnen und Kollegen schuldig." Darüber hinaus erwartet sie die Einbindung des Betriebsrates in die jobrelevanten Entscheidungsprozesse innerhalb von RTL. "Bisher ist die Kommunikation mit den gewählten Vertretern der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer katastrophal."
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Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert die "Zerschlagung und die Kündigung von Beschäftigten in dem europaweit anerkannten Zeitschriftenverlag RTL, ehemals Gruner+Jahr". ver.di geht wegen der verbreiteten Teilzeit im Verlag von deutlich mehr Personen aus, die von Kündigungen betroffen sein werden.
"Aus Unfähigkeit ein profitables und europaweit beachtetes Zeitschriftenhaus in die digitale Transformation zu führen, zerschlägt Bertelsmann nun den Magazinverlag RTL in Hamburg. Die fehlgeleitete Strategie aus Gütersloh schneidet dem Medienstandort Hamburg und der Presselandschaft ein großes Stück Vielfalt heraus. Ohne Rücksicht auf die Leistungen und den Wert der Verlagsbelegschaft werden nun hunderte Menschen ihre Arbeit verlieren, die bis jetzt noch zu den Gewinnen in der Bilanz des Konzerns beigetragen haben. ver.di wird sich mit den Beschäftigten gegen diese Entwicklung wehren und regt an, in Hamburg nach Alternativen für dieses vom Bertelsmann-Konzern angerichtete Desaster zu suchen, mit dem Ziel, Magazin-Vielfalt und Arbeitsplätze zu erhalten", erklärt Christoph Schmitz, für den Bereich Medien zuständiges Mitglied im ver.di Bundesvorstand.
Zuletzt waren mehr als 300 der G+J-Beschäftigten zu einer Demonstration vor dem Verlagshaus erschienen. "Das Entsetzen bei den Beschäftigten im Verlag ist groß, die Stimmung wird sicherlich in Widerstand gegen eine nicht nachvollziehbare Entscheidung von RTL/Bertelsmann umschlagen", so Schmitz weiter.
Hintergrund: RTL Deutschland stellt sein Publishing neu auf, will sich auf "Kernmarken" wie stern, GEO, Capital, Brigitte, Gala, Schöner Wohnen konzentrieren. Zahlreiche G+J-Titel werden verkauft oder eingestellt. Insgesamt sind 700 Stellen betroffen. RTL-Chef Thomas Rabe investiert gleichzeitig ins Digitalgeschäft (stern+). kress.de berichtet ausführlich über die Veränderungen am Hamburger Baumwall.

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