Andreas Arntzen hat die Ergebnisse des Wort & Bild Verlags gesteigert und investiert gezielt in Zusatzgeschäfte und das Digitale. Was er beim Umbau des Traditionshauses gelernt hat.
Heute sei einer dieser Tage, "die man nicht braucht, aber als CEO ab und an hat", sagt Thomas Rabe am Dienstag im Gespräch mit der "Zeit". Und dass er hoffe, die Belegschaft könne "bei allem Schmerz, der heute besteht, den Tag auch als Neuanfang" verstehen. Auch wenn klar sei: "Der Heilungsprozess wird dauern."
Rabe hatte zuvor am Dienstagmorgen am Verlagssitz von Gruner + Jahr am Hamburger Baumwall verkündet, dass RTL sein Publishing neu aufstellt und sich auf "Kernmarken" wie stern, GEO, Capital, Brigitte, Gala, Schöner Wohnen. Zahlreiche G+J-Titel werden verkauft oder eingestellt. Insgesamt sind 700 Stellen betroffen.
"Ein gewisses Maß an Vergangenheitsbewältigung müssen wir betreiben", erklärt Rabe gegenüber der "Zeit". "Wir müssen verstehen, wie wir in die missliche Lage heute gekommen sind." Doch es bringe nichts, zu diskutieren, "wer wann wo falsch abgebogen sein mag", so Rabe: "Wir müssen nach vorne schauen."
Seit er der Chef der Magazingeschäfte sei, messe er den Erfolg am Gesamtergebnis - dazu gehörten nun mal alle Kosten, ordnet Rabe gegenüber der "Zeit" die drastische Maßnahme ein. "Den Magazinen steht ein Verwaltungsapparat gegenüber, der viel zu groß ist, der einfach nicht passt", so Rabe. Er spricht laut "Zeit" von 40 Millionen Euro Kosten. Das Problem bestehe seit vielen Jahren. Diese Schräglage sei besonders deutlich geworden, seit die früheren G+J-Geschäfte wie die Agentur Territory aus der Rechnung herausfielen.
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"Zeit"-Autorin Hannah Knuth schreibt dazu:
"Wer sich zuletzt bei Bertelsmann umhörte, verstand das dort herrschende Selbstverständnis: Gruner könne froh sein, so einen starken Konzern im Rücken zu haben. Stern Plus, die stärkste digitale Marke, habe kein Profil und zähle nur 30.000 Abonnenten, dabei lägen Konkurrenten bei mehr als 250.000 Abos.
All das stimmt. Nur: Wer hat daran Schuld? Folgt man der Argumentation Rabes, dann tragen die früheren Leitungen des Verlags die Verantwortung. Sie hätten es nicht geschafft, ein digitales Wachstumsgeschäft rund um die Printmarken zu entwickeln. Die Mittel hätten sie gehabt."
Wer mit einstigen Managern und Chefs von Gruner spreche, bekomme ein anderes Bild: Bertelsmann habe über Jahre nicht in Gruner + Jahr investiert, es sei kaum Geld für die Digitalisierung geflossen, so Knuth in der "Zeit".
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