„Impulse“ gibt seinen Mitarbeitern ungewöhnlich viele Freiheiten. Chefredakteurin Nicole Basel sagt, wie sie den Rahmen dafür schafft und wo die Grenzen liegen.
Michalis Pantelouris ist Journalist und Buchautor. Er hat bei G+J einst die Redaktion des Joko-Winterscheidt-Magazins JWD geleitet, war stellvertretender Kreativdirektor von GQ und ist Creative Consultant bei der ProSieben-Sendung "Zervakis und Opdenhövel live".
"Ich habe nie lange auf einen Termin warten müssen, in der Regel höchstens Stunden. Selbst Julia Jäkel hat Termine mit mir gemacht, um sich berichten zu lassen. Was ich sagen will ist: Hätte ich eine (oder 1000) rettende Ideen gehabt, wie ich meine Marke zu einem nachhaltigen Erfolg hätte machen können, hätte man mir zugehört, schreibt Pantelouris in seiner Kolumne bei Übermedien über seine Zeit als JWD-Redaktionschef. "Man hat sogar meinen offensichtlich nicht rettenden Ideen zugehört, und viele davon durfte ich ausprobieren. Die, die ich nicht ausprobiert habe, sind nicht daran gescheitert, dass man sie mir verbaut hätte - mir sind nur die Argumente ausgegangen, was kein gutes Zeichen ist für die Idee. Und das, noch einmal, obwohl ich ein sehr, sehr kleines Licht war in dem Gruner+Jahr, in dem ich gearbeitet habe. Ich habe es schlicht nicht hinbekommen, und das Heft wurde eingestellt", übt Pantelouris Selbstkritik.
In Bezug auf die aktuellen, drastischen Entscheidungen bei Gruner + Jahr merkt der Medienprof an: Es seien sich alle einig, die digitalen Erlösmodelle fehlten. Während Spiegel, Zeit, Süddeutsche, FAZ und andere erfolgreich ihren Journalismus in Abo-Modellen verkauften, dümpel "Stern plus" bei angeblich 30.000 Abo. "Offenbar waren die Journalisten inklusive der Chefredakteure von Marken wie Stern, GEO und Brigitte ohnmächtig, als man sie systematisch daran hinderte, digital stark zu werden. Offenbar war der Mutter-Konzern nicht klug genug oder sabotierte geradezu die Arbeit in Hamburg. Kann das wirklich sein?", fragt Pantelouris und setzt noch mal an: "Die hochbezahlten Chefs in Gütersloh, also bei Bertelsmann, haben die Marken nicht ins Digitale überführt. Die Journalisten selbst können nichts dafür. Ich glaube, das stimmt so nicht."
Mitschuld bei den Journalisten
Er möchte RTL-Chef Thomas Rabe nicht verteidigen, betont Pantelouris bei Übermedien. Aber es befremdet ihn, dass Journalisten, die zum Teil persönliche Helden für ihn sind (Pantelouris nennt in seinem weiteren Text u.a. Ex-Geo-Chefredakteur Gaede), sich nicht hinstellen können und sagen: "Das Kernproblem ist: Wir erreichen seit einiger Zeit das Publikum nicht mehr."
Pantelouris kommt zu folgendem Schluss: "Ich glaube, wir tendieren als Journalisten dazu, uns gegenseitig immer wieder zu versichern, wie gut und wichtig es ist, was wir tun. Wir sind elitär. Die Berichterstattung über den 'Kahlschlag' bei Gruner trieft vor Häme über Dieter Bohlen, RTL, 'schlechte Manager', die 'lieber mehr lesen' sollten. Aber keiner von uns Journalisten stellt sich hin und sagt: Ich habe Jahrzehnte gut bis sehr gut in diesem System gelebt, und ich habe mich extrem gegen Veränderung gesträubt, deshalb bin ich ein Stück weit Mitschuld daran, dass wir jetzt an diesem Punkt sind. Ich war zwei Jahre bei Gruner, ich bin kein Zeuge des gesamten Prozesses. Mir tut jeder leid, der seinen Job verliert. Aber ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass hier zu wenig Journalismus gefühlt und zu viel auf Zahlen geguckt wurde. Ich glaube, es war zu lange eher umgekehrt."
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