Die Kampfansage der G+J-Belegschaft

15.02.2023
 

Der Betriebsratschef von Gruner + Jahr, Jens Maier, kündigt in einer emotionalen Rede in Hamburg maximalen Widerstand der Belegschaft an. Einem ehemaligen Stern-Chef wirft er Dilettantismus vor. Jener habe aus stern.de eine Wetterseite machen wollen - wegen der Klicks.

Lars Haider zitiert im Hamburger Abendblatt ausführlich aus einer Rede des G+J-Betriebsratschefs Jens Maier. Dieser habe auf einer Betriebsversammlung in Hamburg von Bertelsmann Garantien vor einem weiteren Verkauf für Magazintitel wie Brigitte und Gala gefordert, die zwar im Unternehmen blieben, aber nur punktuell mit RTL Deutschland zusammenarbeiten sollen.

Maier nannte demnach den Dienstag der vergangenen Woche, an dem Bertelsmann-Chef Thomas Rabe das Aus von 23 Magazinen und 700 Stellen verkündet hatte, den "schwärzesten Tag in der Geschichte von Gruner + Jahr". Rabe würde zwar "unsere Produkte, deren Wert und das Potenzial der Belegschaft nicht schätzen", aber vor einer Mitarbeiterversammlung bei Gruner + Jahr habe er jetzt immerhin Respekt. Die Kolleginnen und Kollegen seien dem CEO "mit Chuzpe, Klugheit und der richtigen Dosis an Emotionen" entgegengetreten, die Belegschaft von Gruner + Jahr sei die "beste Belegschaft der Welt", wird Maier im Hamburger Abendlbatt zitiert. Und der Betriebsratsvorsitzende habe zugleich eine neue Kampfansage in Richtung Rabe gemacht: "Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir sind stark! Wir wehren uns! Wir lassen uns diesen Kahlschlag nicht gefallen!"

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Maier, der bei stern.de arbeitet, warf laut Hamburger Abendblatt in seiner Rede dem Management schwere Fehler vor, die Digitalisierung sei erst jahrelang verschlafen worden, dann wurde sie "teilweise dilettantisch vorangetrieben". Fast jeder im Verlag könne dazu eine persönliche Leidensgeschichte erzählen:

"Von einem CEO wurden wir als Loser Center bezeichnet, das nur Verluste macht, und er hat uns auf ein Minimum runtergedampft. Dann war da ein 'Stern'-Chefredakteur, der wollte aus stern.de eine Wetterseite machen, weil er irgendwo gelesen hatte, dass die so viele Zugriffe haben. (...) Dann kamen welche, die hatten zwar von Journalismus Ahnung, aber nicht vom Digitalen", wird Maier von Lars Haider im Hamburger Abendblatt zitiert.

Nun werde man sich mit allen Mitteln wehren. Maier fordert unter anderem Garantien vor weiterem Verkauf für die Titel, die als Gruner + Jahr erhalten bleiben sollen, etwa für die Brigitte und Gala und Arbeitsplatzgarantien für die Magazine, die verkauft werden: "Wir werden für jeden einzelnen kämpfen."

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