"Wagt er das Undenkbare?": Manager Magazin über Döpfners radikale Pläne für Bild, Welt, Business Insider & Politico

27.02.2023
 

"Wie Mathias Döpfner Axel Springer in die USA verschiebt und was dabei auf der Strecke bleibt", schreibt das Manager Magazin in seiner brisanten Titelgeschichte ("Der Scheinriese"). Demnach könnten die deutschen Mediengeschäfte in Zukunft kaum noch eine Rolle bei Springer spielen.

In der Döpfner-Titelstory des manager magazin heißt es:

"[...] Ein Aufstieg, fast einzigartig in der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte. Und doch sieht sich Döpfner, der in seiner Frankfurter Wohnung als Musikredakteur startete, längst nicht am Ende seiner Träume. 'Ich habe doch gerade erst angefangen', kokettierte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa und bekräftigte sein großspurig klingendes Ziel: das größte digitale Medienhaus der demokratischen Welt zu erschaffen."

Döpfners persönlicher Antrieb scheine keine Grenzen zu kennen, die unternehmerische Seiter dieser Vision sei aber mindestens ebenso verwegen, schreiben die MM-Autoren Christina Kyriasoglou und Martin Noé. Der Springer-Chef beherrsche mit der "Bild" zwar nach wie vor den Boulevard - der Gewinn des Verlags stamme heute aber vor allem aus digitalen Anzeigenportalen wie Stepstone oder Immowelt. Doch Döpfner sei das nicht genug. Die Stellen- und Immobilienportale wolle Döpfner demnächst an die Börse bringen, "nicht zuletzt, um mit den erwarteten Milliardeneinnahmen KKR und dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB nach und nach die 48,5 Prozent an Springer wieder abzukaufen", heißt es im Manager Magazin, das sich auf interne Pläne beruft. Demnach soll den digitalen Medien die Zukunft gehören: "den zwei kräftig wachsenden US-Marken Politico und Business Insider plus kleinen Zukäufen". Sie sollen laut Manager Magazin den Kern des neuen, voraussichtlich wieder börsennotierten Springer-Konzerns bilden.

Und dann legen sich die Manager-Magazin-Autoren weit aus dem Fenster: "Dafür würde Döpfner dann sogar das lange Undenkbare wagen: die deutschen Wurzeln weitgehend zu kappen." Der Springer-Verlag würde ein mehr oder minder amerikanisches Unternehmen, eine Wall-Street-Firma, spekuliert das MM.

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"Die heimische 'Bild'/'Welt'-Gruppe jedenfalls ist kapitalmarktmäßig eine fast zu vernachlässigende Größe - spätestens seit dem Scheitern von Bild TV. [...] Die früher satt dreistelligen Gewinne sinken zu Boden wie angeschlagene Boxer. In fünf Jahren stünde man bei null, machte man so weiter wie bisher, hat man intern kalkuliert", führt das Magazin weiter an.

Am Ende von Döpfners "heißem Ritt auf dem Kapitalmarkt" könnte laut Manager Magazin der Börsengang des US-Mediengeschäfts stehen. Döpfner selbst verkündete jüngst im dpa-Interview, in den USA werde es eine weitere Springer-Unternehmenszentrale geben. Sie wird in New York stehen.

Am Ende ihrer MM-Titelstory mutmaßen Christina Kyriasoglou und Martin Noé, dass Döpfner selbst zum Risiko für seine "radikalen Pläne" werden könnte:

"Das unberechenbarste Risiko für Döpfners Ansehen indes liegt aktuell wohl zwischen zwei Buchdeckeln. Bei Kiepenheuer & Witsch soll voraussichtlich im Frühling ein Schlüsselroman des langjährigen Döpfner-Buddys Benjamin von Stuckrad-Barre erscheinen. Es heißt, der Autor werde eine Figur des Romans nach dem Vorbild Döpfners gestalten; jedenfalls haben Gesprächspartner von manager magazin Rechercheanfragen Stuckrad-Barres zur Person Döpfners erhalten. Der 19. April ist als Erscheinungsdatum vorgesehen, das Interesse offenbar überbordend."

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