Verkaufen oder lizensieren statt einstellen: Der Vorschlag des Presse-Grosso-Chefs an Bertelsmann

27.02.2023
 

Über die geplanten Einstellungen zahlreicher G+J-Magazine ist auch der Handel in Sorge. Presse-Grosso-Chef Frank Nolte sieht einen Imageverlust und wirtschaftliche Konsequenzen, wie er im Gespräch mit der SZ sagt. Und er hat eine Idee.

Gegenüber Anna Ernst von der SZ hat sich nun erstmals der Pressegroßhandel besorgt über die Bertelsmann-Pläne geäußert: 

"Es wäre fatal, wenn der Eindruck entstünde, dass Verlage den Glauben an Print verlieren und nicht mehr in die Pflege der Printmarken und das Vertriebsmarketing investieren", sagt Frank Nolte, Vorsitzender des Gesamtverbands Presse-Grosso. In Noltes Verband sind mehr als 20 Grosso-Firmen organisiert, die bundesweit die Zeitschriften und Zeitungen der Verlage an mehr als 85 000 Einzelhändler bringen.

Viele Marken von Gruner + Jahr gehörten zu den Leuchttürmen im Pressesortiment, sagt Nolte zur SZ. Sie seien "oftmals die Top-Brands innerhalb ihrer Objektgruppe und sind daher auch beim presseführenden Einzelhandel, ob Kiosk, Fachgeschäft oder Lebensmitteleinzelhandel besonders beliebt". Auch der Einzelhandel habe "mehr von höherpreisigen Qualitätstiteln und starken Marken, als von immer mehr More-of-the-same-Titeln".

Die G+J-Marken stehen aus Sicht von Nolte für journalistisch anspruchsvoll recherchierte, hochwertig produzierte und innovativ gestaltete Inhalte. Viele Menschen liebten die Lektüre von gedruckten Magazinen aus der Schmiede von G+J wie Stern, Geo mit Ablegern, Gala und Eltern, weiß der Grosso-Chef.

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Neben einem Vertrauens- und Imageverlust sieht Frank Nolte auch direkte wirtschaftliche Konsequenzen auf den Pressevertrieb zukommen: "Der Pressehandel erwirtschaftet mit den G+J-Magazinen, die eingestellt werden sollen, einen stattlichen Rohertrag, der damit zur Finanzierung des Pressevertriebssystems in Deutschland beinahe vollständig wegfallen dürfte", so Nolte in der Süddeutschen Zeitung.

Sein Vorschlag: "Verkaufen oder lizensieren statt einstellen - dafür möchten wir werben." Bertelsmann etwa könnte doch die Geo behalten und für andere Ableger wie Geo Saison oder Geo Wissen Lizenzen vergeben, so Noltes Idee. "Dieser Mix könne sogar fruchtbar für alle Partner sein."

Hintergrund: Vor knapp zwei Wochen hatte der Medienkonzern RTL Deutschland, der die Magazinsparte des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr zum Jahr 2022 übernommen hatte, nach einer Portfolioüberprüfung das Aus von mehr als 20 Zeitschriften bekanntgemacht. Zudem sollen mehrere Magazine verkauft werden, insgesamt würden rund 700 der 1900 Stellen wegfallen. RTL will sich auf Kernmarken wie Stern oder Geo konzentrieren und dort ins Digitale investieren. RTL erhofft sich Synergien beider Häuser. Gruner + Jahr und RTL zählen zum Portfolio von Bertelsmann in Gütersloh.

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Ihre Kommentare
Kopf

R. Hahn

20.02.2023
!

Wenn sich der Grosso für kleine Verlage mit so viel Engagement einsetzen würde,
das wäre ja kaum auszuhalten ! Aber auch wenn es um jeden Printtitel Schade ist welcher verschwindet, ihre Verantwortung im Grossen und Ganzen wahrzunehmen wäre der richtige Weg. Soll ich Ihnen helfen den Weg zu finden ?


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