Anna Ernst berichtet am Donnerstag in der Süddeutschen Zeitung exklusiv über die "Szenen eines Trauerspiels". "Während der CEO in einer internen Show den Kahlschlag erläutert, trifft man sich bei Gruner + Jahr zum 'Public Viewing' im Foyer", schreibt Ernst. Ihren Angaben zufolge hat sich die oberste Führungsriege von RTL in einem Livestream aus einem Studioraum in Hamburg präsentiert, "an einem Pult stehend - wie in einer Talkshow". Der SZ liegen Mitschnitte vor. Gut eine Stunde lang habe die RTL-Führung die Kernpunkte ihrer ONE-Strategie wiederholt. In der Hamburger Belegschaft hätten sie übrigens ein großes "G" vor das One gesetzt - für alle Kolleginnen und Kollegen, alle Zeitschriften und Inhalte, die bald weg sein werden, weiß Anna Ernst.
Nun hätten Thomas Rabe und seine fünf Führungskräfte isoliert vor Kameras in einem Studio im Untergeschoss des Hamburger Verlagssitzes, Am Baumwall, gestanden. Betriebsräte und Redaktion trafen sich der SZ zufolge zum verlagsinternen "Public Viewing" im Foyer, "viele in Schwarz gekleitdet. Trauerflor". Bernd Hellermann, der Chef des Verlagsgeschäfts, sei nicht zugegen gewesen, was von einigen als kein gutes Zeichen gewertet worden sei, so Ernst.
In den vergangenen zwei Wochen habe man "die Gespräche mit dem Betriebsrat in Hamburg begonnen", wird Rabe zitert. Momentan arbeite man "Detailkonzepte" mit "verlässlichen Zeitplänen" aus. Rabe versprach demnach, "so schnell wie möglich Klarheit" schaffen zu wollen, um allen Planungssicherheit zu geben, "sowohl geschäftlich wie auch persönlich". Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden "wertschätzend" behandelt, "natürlich besonders die, die uns verlassen werden". Dabei soll es auch um "Unterstützung im Bereich Weiterbildung, im Bereich Vermittlung, Jobbörse, aber natürlich auch in entsprechenden Abfindungen" gehen. Ein Freiwilligenprogramm wird es laut SZ bei G+J nicht geben.
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Eine "positive Nachricht" sei beim Thema Magazinverkauf verkündet worden. "Verkaufsgespräche" habe man bislang nicht geführt, betonte RTL-Finanzchefin Ingrid Heisserer der SZ zufolge bei der Veranstaltung in Hamburg. Aber: Es gebe eine "hohe Anfrage an möglichen Käufern und sehr, sehr hohes Interesse am Markt". Man wolle darauf achten, dass möglichst viele aus der Belegschaft übernommen würden. Außerdem sei es ein "wichtiges Kriterium", habe Matthias Dang hinzugefügt, dass die verkauften Titel bei der Vermarktung weiterhin in der Ad Alliance, der Vermarktungseinheit von RTL und Bertelsmann, blieben, der Dang als CEO vorsteht.
Rabe hat sich am Hamburger Baumwall laut SZ auch zu der öffentlichen Kritik an seinen G+J-Entscheidungen geäußert - zuletzt hatte Funke-Verlegerin Julia Becker Bertelsmann und seinem Konzernlenker einen Denkzettel verpasst: "Und dann darüber zu sprechen, dass wir uns an der Demokratie versündigen würden oder Ähnliches mehr, halte ich wirklich für maßlos überzogen", wird Rabe von der Süddeutschen zitiert. Unter dem Strich würden etwa 90% der G+J-Auflage erhalten bleiben, entweder bei RTL oder bei möglichen Käufern. Auch für Geo Epoche soll es Hoffnung geben. Dies hat Rabe laut SZ nun auch persönlich bestätigt. Bei der Zeitschrift werde das verkündete Aus gerade erneut geprüft, was aber noch ein paar Tage dauern soll.

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