„Impulse“ gibt seinen Mitarbeitern ungewöhnlich viele Freiheiten. Chefredakteurin Nicole Basel sagt, wie sie den Rahmen dafür schafft und wo die Grenzen liegen.
Auszug aus der neuen kress pro-Kolumne "Aus unseren Kreisen":
Anfang Dezember vermeldete der "Spiegel", dass "Focus"-Chefredakteur Robert Schneider Co-Chef von "Bild" wird. Abgesehen davon, dass man intern und extern sofort unterstellte, dass die Position von "Bild"-Chef Johannes Boie dadurch nicht gerade gestärkt wird, war das durchaus ein Coup für Springer. Der allerdings wendete sich zum PR-Desaster. Denn eine Woche später meldete der "Spiegel", Robert Schneider müsse zum Drogentest und eine Urinprobe abgeben.
Das Thema ist für das Medienunternehmen delikat, denn bereits im Zuge des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 hatte es Gerüchte um einen angeblichen Drogenkonsum von Julian Reichelt gegeben, der dies stets bestritten hatte. Die Anwälte fanden keine Beweise für einen Drogenkonsum am Arbeitsplatz.
Springer hatte zuletzt immer wieder argumentiert, dass solche Drogenscreenings wie im Fall von Robert Schneider international üblich seien und dass diese Praxis neu auch bei Springer umgesetzt werde.
Nach Informationen von "kress pro" war die Sachlage allerdings ein wenig anders. Demnach waren bei Axel Springer im Vorfeld Hinweise eingegangen, Schneider konsumiere womöglich Drogen. Das Medienunternehmen ließ die "kress pro"-Frage offen, ob entsprechende Meldungen eingegangen sind.
Reichlich unklar ist zudem, bei welchen ausgewählten Führungspositionen das Medienunternehmen den Drogentest obligatorisch eingeführt hat. Bei allen Topmanagern? Bei allen Chefredakteuren? Springer ließ auch diese Fragen offen und verwies lediglich auf ein dpa-Interview von Mathias Döpfner, das das Thema nur am Rande berührte. Der Boulevard-Verleger ging in dem Gespräch vor allem mit der Berichterstattung über das Thema hart ins Gericht: "Die Art und Weise, wie das öffentlich thematisiert wurde, war schon ein ziemlich beispielloser Angriff auf die Persönlichkeit des Betroffenen. Aber wir bleiben unverdrossen fröhlich."
Das mag alles sein, losgetreten hat das Thema allerdings Springer selbst. Denn in Deutschland ist ein Drogentest für einen Chefredakteur ein mehr als ungewöhnlicher Vorgang. Sinn ergibt das Ganze übrigens nur dann, wenn man die Drogentests (die auch nicht besser werden, wenn man sie Drogenscreenings nennt) regelmäßig wiederholt.
Auf der Vorstandsebene sind Drogentests bei internationalen Unternehmen ja offenbar ziemlich üblich. Sollen wir Döpfner fragen, wann er antreten muss? Oder ist das dann auch ein Angriff auf seine Persönlichkeit?
[...] kress pro-Chefredakteur Markus Wiegand befasst sich in seiner Kolumne in kress pro auch mit diesen Fragen: Was verdient die Funke-Geschäftsführung? Gehen Brigitte Fehrle und Annette Ramelsberger gegen den Spiegel vor? Warum holt Thomas Schaub Yannick Dillinger zur Rheinpfalz? Wer sind die Schweizer Investoren, die G+J kaufen wollen? Wurde Dr. Döpfner klar freigesprochen?
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