Angeklebter Bart, falscher Name: Handelsblatt beurlaubt Mitarbeiter wegen Doppelleben in der SPD

16.03.2023
 

Es klingt reichlich kurios: Ein Journalist des Handelsblatts hat sich jahrelang mit verschleierter Identität in der SPD Berlin-Pankow engagiert. In dieser Rolle ging er zuletzt lautstark Franziska Giffey an. Dadurch flog nach einem Bericht des Tagesspiegel der Spuk auf.

"Matthias Brückmann" hat auf einer Veranstaltung der Pankower SPD drei Minuten lang mit seiner Landesvorsitzenden Giffey abgerechnet, schreibt Felix Hackenbruch im Tagesspiegel. Es sei ein Auftritt mit Folgen gewesen. Mehrere Medien, auch der Tagesspiegel, berichteten über "Brückmann". In der "Abendschau" des RBB sei die Wutrede prominent gesendet worden. "Es ist ein Rampenlicht, das Brückmann, der jahrelang die SPD-Abteilung Winskiez-Kollwitzplatz geführt hat, letztlich mehr schadet als Giffey. Denn einen Matthias Brückmann gibt es gar nicht", stellt Felix Hackenbruch im Tagesspiegel fest.

Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel bestätigen die Berichte der Zeitung aus Berlin. So sei "Brückmann" bei mindestens einer SPD-Veranstaltung mit falschem Bart aufgetreten. "Auch war die verschleierte Identität von 'Matthias Brückmann' in Pankower Parteikreisen seit Jahren ein offenes Geheimnis, aber bis auf wenige Ausnahmen störte sich offenbar niemand groß daran", berichtet Malte Göbel im Spiegel.

Den Berichten zufolge heißt "Brückmann" mit richtigem Namen Mathias Brüggmann, arbeitet als International Correspondent beim Handelsblatt und berichtet dort vor allem über Russland, den Nahen Osten, "am Rande ab und an aber auch über die SPD", stellt der Tagesspiegel fest. Die Zeitung, die zur gleichen Verlagsgruppe wie das Handelsblatt gehört, hat nach eigenen Angaben vier Texte von Brüggmann übernommen.

Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes teilte auf Anfrage des Spiegel mit, dass der Chefredaktion "das politische Amt" von Brüggmann nicht bekannt gewesen sei. "Nachdem Medien über sein Engagement berichteten, wurde der Kollege beurlaubt, bis die Zusammenhänge lückenlos geklärt sind", so Matthes weiter. Zudem werde eine Kommission Brüggmanns Texte untersuchen, "ob sie unserem Anspruch an redaktionelle Unabhängigkeit gerecht geworden sind".

Brüggmann selbst hat sich den Berichten zufolge bislang nicht zu den Vorwürfen zu seiner Person geäußert.

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