Julian Reichelts Rechtsanwalt warnt Medien: "Vorwürfe des Machtmissbrauchs frei erfunden"

 

Rechtsanwalt Ben Irle weist Vorwürfe einer ehemaligen Bild-Mitarbeiterin gegen Julian Reichelt als unwahr zurück. Medienvertretern legt er nachdrücklich ans Herz, seine Darstellung in der Berichterstattung zu berücksichtigen.

Unmittelbar vor Erscheinen des Buches "Noch wach?" von Benjamin von Stuckrad-Barre läuft sich auch Julian Reichelt warm: Sein Rechtsanwalt Ben Irle hat am Montag Medien dazu aufgefordert, "Grundsätze einer zulässigen Verdachtsberichterstattung" einzuhalten und die Persönlichkeitsrechte seines Mandanten zu wahren. Reichelt wurde im vergangenen Jahr nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs als Bild-Chef geschasst und befürchtet nun, dass sein Fall in dem Buch einmal mehr thematisiert wird.

Rechtsanwalt Irle fordert Medienvertreter in einer Erklärung dazu auf, einige "Tatsachen" in ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen, wenn sie nicht in sein Visier geraten wollen. Darstellungen einer Hauptbelastungszeugin gegen Reichelt hätten sich als "frei erfunden" herausgestellt: "Diese unwahren Behauptungen betreffen hierbei auch den schwersten aller gegen meinen Mandanten erhobenen Vorwürfe, nämlich des 'Sex-on-demand'."

Gemeint ist eine ehemalige "Bild"-Mitarbeiterin, die mit Reichelt liiert war. Sie hatte Springer in den USA verklagt, weil der Konzern dessen Fehlverhalten geduldet habe. In ihrer Klageschrift hatte sie unter anderem behauptet, Reichelt habe sie im Februar 2018 in Wien zum Sex herbeizitiert, was sie als Zwang empfunden habe. Springer hält ihre Vorwürfe für falsch, ließ sich aber auf einen Vergleich ein. Sehr zum Unwillen von Reichelt: Er habe Springer auf "widerlegbare Falschbehauptungen der klagenden Mitarbeiterin hingewiesen", so jetzt sein Anwalt. "Eine vollständige Durchführung dieses Zivilprozesses mit einer damit einhergehenden vollständigen Sachverhaltsaufklärung und damit zugleich die Wahrnehmung der Chance zur Entlastung meines Mandanten unterblieb", beklagt er.

Irle behauptet zudem, dass die Mitarbeiterin nicht von selbst an Springer herangetreten sei, sondern "über Dritte anwerbend angesprochen und zur Aussage gegen meinen Mandanten bewegt wurde". Reichelt sei zudem jeder Einblick in eine Compliance-Untersuchung bei Springer versagt worden und er sei daher "in vollständiger Unkenntnis darüber, welche konkreten Vorwürfe erhoben werden, welche Anzahl von Personen Vorwürfe erheben und welchen Zeiträumen und Orten diese Vorwürfe zugeordnet werden". Eine "substantiierte Verteidigung" gegen die Vorwürfe sei Reichelt daher nicht möglich. Irles Schlussfolgerung: Für den Fall, dass in dem Buch Vorwürfe der Mitarbeiterin auftauchen, sollten Medienvertreter darauf hinweisen, "dass bis heute Herrn Julian Reichelt kein machtmissbräuchliches Verhalten nachgewiesen werden konnte, statt dessen aber belegbar ist, dass jedenfalls die Hauptbelastungszeugin ihre wesentlichen Vorwürfe frei erfunden und damit - strafrechtlich relevant - unwahre Angaben gemacht hat".

Dem Erscheinen des Buchs "Noch wach?" am Mittwoch wird auch Springer-Boss Mathias Döpfner mit großer Neugier entgegenfiebern: Er war lange mit dem Autor von Stuckrad-Barre befreundet, über den Umgang mit Julian Reichelt kam es zum Bruch.

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