Verleger warnen vor "weißen Flecken" in der Zeitungslandschaft

27.04.2023
 
 

Steigende Mindestlöhne und Papierpreise - die Verleger in Niedersachsen sehen die wirtschaftliche Grundlage ihrer Unternehmen in Gefahr. Sie sehen die Politik, vor allem die Bundesregierung in der Pflicht, die Pressevielfalt zu erhalten.

Vor einer zunehmenden Zahl von "weißen Flecken" in der Zeitungslandschaft, in denen keine gedruckte Zeitung mehr ausgeliefert wird, warnt der Verband Nordwestdeutscher Zeitungsverlage und Digitalpublisher (VNZV). "Unsere Pressevielfalt ist in großer Gefahr", sagte der VNZV-Vorsitzende Jochen Anderweit am Mittwoch bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes im schleswig-holsteinischen Heide. "Es ist eine Minute vor 12, wenn nicht gar nur wenige Sekunden!"

Die Verlage bräuchten sofort eine nennenswerte Unterstützung nach den massiven Eingriffen des Staates durch den Mindestlohn in die Lohnfindung der Logistikapparate, forderte Anderweit. Das Problem sei durch enorm gestiegene Papier- und Energiepreise noch verschlimmert worden. "Was insbesondere die Politik und hier Teile der Bundesregierung in Sachen Unterstützung der Zeitungsverlage tun, ist eine Unverschämtheit. Trotz entsprechender Ankündigung im Koalitionsvertrag, trotz vielfacher blumiger Zusage bei Kongressen, zu fördern, geschieht so gut wie nichts."

Immer und immer wieder sei das Dilemma der Zeitungszustellung bei Kontakten mit der Politik benannt worden, stellte Anderweit fest. Es seien auch die Konsequenzen aus der massiven Verteuerung der Zustellung für Printprodukte hervorgehoben worden. "Bislang allerdings nur mit überschaubarem Erfolg. Das faktische Resultat ist nun aber, dass viele unserer Mitglieder erste Gebiete bei Anzeigenblättern und Tageszeitungen von einer Verlagszustellung abschneiden, weil es betriebswirtschaftlich keinen Sinn mehr macht, dort das Abonnement in gedruckter Form auszuliefern."

Die Sonntagsredner der Parteien, die bei Veranstaltungen und Verlagsjubiläen die demokratiestiftende Wirkung der freien Presse würdigten, müssten doch langsam verstanden haben, dass es bald nicht nur in Ostdeutschland nennenswerte weiße Flecken geben werde, wo keine Zeitung mehr erscheine, sagte Anderweit.

Anderweit wurde am Mittwoch auf der Jahreshauptversammlung in Heide nach zwei Jahren turnusgemäß in seinem Amt als VNZV-Vorsitzender bestätigt.

Der VNZV vertritt nach eigenen Angaben 40 Zeitungsverlage mit 43 verschiedenen Zeitungstitel. Zusammen hatten diese Titel nach VNZV-Angaben im ersten Quartal 2023 eine verkaufte Auflage von 798 837 Exemplaren. Die verkaufte Auflage aller in Niedersachsen erscheinenden Tageszeitungen betrug demnach im ersten Quartal 2023: 1 049 173 Exemplare.

Quelle: dpa

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