Originell "grüne" Leser-Blatt-Bindung: Warum die Zeit rund 500.000 Blumen-Saattüten verteilt

 

Nachhaltig wirtschaften: Der Zeit-Ausgabe vom 4. Mai liegen Saaten-Mischungen für Wild- und Feldblumen bei. Uwe Jean Heuser, Ressortleiter Zeit Green, erklärt im kressköpfe-Interview, welche Bindungseffekte, aber auch neue journalistische Themen sich der Zeit Verlag von der logistisch aufwendigen Frühlingsaktion erhofft.

kress.de: Herr Heuser, Sie bringen Ihre Leser zum Gärtnern und dazu, Zeit in der freien Natur mit praktischen Tätigkeiten zu verbringen. So löblich und wohltuend das wirken mag, ist es aus Sicht eines Zeitungsmachers nicht kontraproduktiv, die eigene Kundschaft vom Lesen abzuhalten?

Uwe Jean Heuser: Das wäre wirklich schlimm, tun wir aber nicht. Im Gegenteil. Der Zeit-Titel am 4. Mai ist ein kurzweiliger, vierseitiger Einstieg ins Projekt - und natürlich zum Lesen da. Ebenso unser wöchentlicher Newsletter und all die Texte, die folgen werden. So soll über das Engagement sowohl das Lesen zunehmen als auch die Naturerfahrung.

kress.de: Die Gemeinschaftsaktion "Ein Quadratmeter für eine grünere Welt" ist ja breit angelegt und setzt auf starke, auch ungewöhnliche Partner sowie eine KI-Lösung: Wie lange haben Sie das hinter den Kulissen geplant und wie geschmeidig ließ sich das mit den Herausforderungen des üblichen Redaktions-Erscheinungstermine-Drucks vereinbaren?

Uwe Jean Heuser: "Geschmeidig" wäre schön, aber wir sind einfach froh, dass es zum passenden Termin einfach geklappt hat. Mit der konkreten Planung haben wir vergangenen Sommer begonnen. Da hatten wir die Senckenberg-Gesellschaft schon als Partner gewinnen können und erste Expertinnen und Experten begeistert.

"Es war schön zu sehen, wie freudvoll der Verlag die Herausforderung angenommen hat."

kress.de: Herzstück der Aktion sind rund eine halbe Million Saat-Tüten, die über den Abo-Versand und die Zeitungsverkaufsstellen verteilt werden: Wie viele Freunde haben Sie sich zuletzt eigentlich im Zeit-Vertriebslogistik-Team gemacht?

Uwe Jean Heuser: Von Redaktionsseite kann ich nur sagen: Es war schön zu sehen, wie freudvoll der Verlag die Herausforderung angenommen hat. Alle sind gerade stolz auf das Projekt, auch wenn bestimmt manche Nacht etwas unruhig war.

kress.de: Einfach mal neugierig gefragt: Was genau befindet sich in den Tütchen und auf welche Blütenpracht darf man sich freuen?

Uwe Jean Heuser: Die Forscherinnen und Forscher von der Senckenberg-Gesellschaft haben zwei Mischungen entwickelt, eine mit Feld- und eine mit Wildblumen. Die unterschiedlichen Tütchen werden zufällig auf die Exemplare der Zeit verteilt. Allesamt sind es heimische Blumen mit positivem Effekt auf die Artenvielfalt, und die Mischungen sind so beschaffen, dass auf dem Quadratmeter während der ganzen Saison etwas blüht. Das war uns allen wichtig.

"Wir erwarten, dass sich bei so manchem die Bindung noch verstärkt, nicht zuletzt im Netzwerk von 'Freunde der Zeit'."

kress.de: Wie viel enger dürfte Ihrer Erwartung nach die Leser-Blatt-Bindung durch die gemeinsame Garten-Aktion werden, und was bringt das Ihrer Arbeit ein?

Uwe Jean Heuser: Wir erwarten tatsächlich, dass sich bei so manchem die Bindung noch verstärkt, nicht zuletzt im Netzwerk von "Freunde der Zeit". Journalistisch erschließen wir auf hoffentlich originelle Weise ein Gebiet, von dem wir bisher zu wenig berichtet haben. Und aus den Erfahrungen und Fragen der Teilnehmenden wird sicher wieder neuer Journalismus entstehen.

kress.de: Sie wollen eine "grüne Community" aufbauen, heißt es zur Aktion: In wie weit erwarten Sie sich denn über die bisherige Themensetzung im Ressort hinaus über so hemdsärmeliges Anpacken Zugang zu neuen Leser- und Zeit-Käuferschichten?

Uwe Jean Heuser: Wir freuen uns über jede Leserin und jeden Leser, der darüber die Begeisterung für Green in Print und Online entwickelt. Zudem zeigen wir, dass neben der Klimawende die Rettung der Biodiversität extrem wichtig ist - und vor der eigenen Haustür anfängt.

kress.de: Was genau ist die Idee hinter der KI-Auswertung von Leser-Fotos der eigenen Pflanzaktionen: Verteilen Sie da Mein-Balkon-soll-schöner-werden-Fleißbildchen?

Uwe Jean Heuser: Aber, aber ... die Forscherinnen und Forscher der Senckenberg-Gesellschaft können mit diesem Material neue Erkenntnisse sammeln über die genaue Wirkung kleiner Flächen und eben bestimmter Pflanzen auf die Artenvielfalt.

kress.de: Letzte Frage: Wo und wie genau planen Sie eigentlich Ihre eigenen Anpflanzungsaktionen - was bereiten die Kollegen vor?

Uwe Jean Heuser: Wir werden die Mischungen in Kastenbeeten auf dem Dach des Hamburger Pressehauses einsäen und dann auch zeigen, was unter den dortigen Bedingungen im Hamburger Wind herauskommt. Außerdem machen viele Kolleginnen und Kollegen zu Hause mit - nicht zuletzt aus der Chefredaktion.

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