Ranking: Die mächtigsten Aufsichtsräte in der Medienbranche

11.05.2023
 

Wer im Hintergrund in den großen deutschen Medienunternehmen die Fäden zieht. Zum neuen kress pro-Ranking.

Auszug aus der Titelstory im neuen kress pro - Magazin für Führungskräfte in Medien:

Die Methode: Für die Rangliste der wichtigsten Aufsichtsräte orientiert sich "kress pro" an den größten Medienunternehmen im deutschsprachigen Raum, exklusive der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Bei der Auswahl der 30 Personen blieben zudem jene außen vor, die als Familiengesellschafter dem Gremium angehören.

Ranking "Die 30 wichtigsten Aufsichtsräte in der Medienbranche" (Auszug):

1. Paul-Bernhard Kallen, Hubert Burda Media

Wen man bei Burda auch fragt, einer scheint in seiner Position unangreifbar: Paul-Bernhard Kallen. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates genießt auch nach seinem Abgang als Vorstandsvorsitzender Ende 2021 weiter das Vertrauen von Hubert Burda. Der Verleger hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen und die Hoffnung, dass seine Kinder Jacob Burda und/oder Elisabeth Furtwängler ihm eines Tages folgen werden. Bis dahin wacht Kallen übers Geschäft. Insgesamt hat der Rheinländer 22 Jahre im Vorstand gearbeitet, zehn davon als Vorstandschef. In dieser Zeit hat sich Burda stark verändert, das klassische Mediengeschäft ist nur noch ein kleiner Teil des Business. 2021 vermeldete Burda einen Rekordumsatz von 2,9 Milliarden Euro, 58 Prozent davon stammen inzwischen aus dem Digitalgeschäft. Renditezahlen legt das Unternehmen traditionell nicht vor. Kallen ist aber so selbstbewusst, dass er sich in dieser Disziplin an Axel Springer misst, heißt es aus Unternehmenskreisen. Und Springer erreichte über Jahre eine Ebitda-Marge jenseits der 20 Prozent.

Prognose: Es ist noch fraglich, ob und wann die Kinder von Hubert Burda einmal ins Geschäft einsteigen. Da beiden noch das Rüstzeug fehlt, wird die Übergangsphase wohl noch Jahre dauern und Kallen bleibt der starke Mann.

2. Andreas Wiele, ProSiebenSat.1

Eigentlich schien die Laufbahn von Andreas Wiele nach dem Abgang als Springer-Vorstand 2020 dahinzuplätschern. Er heuerte bei Finanzinvestor und Springer-Anteilseigner KKR an und betätigte sich als Investor. 2022 stieg er dann in den Aufsichtsrat bei ProSiebenSat.1 ein. Einfach wird der Job nicht. Das Unternehmen (Umsatz 2022: 4,49 Milliarden Euro) hat in den vergangenen fünf Jahren etwa zwei Drittel seines Börsenwerts verloren und dabei einige CEOs verschlissen. Wiele vertraut jetzt Ex-RTL-Boss Bernd Habets auf der Kommandobrücke. Wiele ist aber künftig auch als Diplomat gefragt. Das Aktionariat ist breit gestreut. Großaktionär MFE - MediaForEurope zählt zur Einflusssphäre von Silvio Berlusconi, was nicht nur in der Medienpolitik Ängste weckt. Wiele hat also große Herausforderungen vor der Brust. Dafür wird der Job auch ordentlich entlohnt. Mit mehr als 350.000 Euro Honorar, die ihn für das Mandat erwarten, zählt er in der Medienbranche in Deutschland zu den Spitzenverdienern. Wiele allerdings ist eine bessere Bezahlung gewohnt. Neben einem Millionensalär als Springer-Vorstand erhielt er im Jahr seines Abschieds einen Bonus von 16,4 Millionen Euro.

Prognose: Mit der Besetzung von Habets als CEO und seiner Strategie, weiter auf Werbeumsätze zu vertrauen, geht Wiele ins Risiko.

3. Philipp Freise, Axel Springer, Leonine Studios

Die kühnen Wachstumsstrategien von Springer-Chef Döpfner hatten einen hohen Preis: Seit 2020 ist der Finanzinvestor KKR (Kohlberg Kravis Roberts) an dem Medienkonzern beteiligt. Und so reden Philipp Freise (Co-Chef des Europa-Geschäfts) und weitere zwei KKR-Kollegen nicht nur im neunköpfigen Aufsichtsrat mit. Zwischenzeitlich hielt der Investor 48,5 Prozent der Anteile, inzwischen hat man 12,9 Prozent an den kanadischen Pensionsfonds CPPIB weitergereicht (der mit Andrej Babache ebenfalls einen Aufsichtsrat stellt). Wenig bekannt ist, dass KKR sich eine Option auf den 5-Prozent-Anteil von Springer-Enkel Axel Sven Springer gesichert hat, der nicht Teil der Investorenvereinbarung (zwischen KKR, Friede Springer und Mathias Döpfner) ist. Womöglich könnte Ex-McKinsey-Mann Freise (der gerade den legendären KKR-Manager Johannes P. Huth abgelöst hat) also die Mehrheit für den Finanzinvestor übernehmen, wenn die Dinge sich anders entwickeln als geplant. Seit KKR an Bord ist, hat Springer den Sparkurs in der publizistischen Sparte in Deutschland ("Bild", "Welt", Zeitschriften) deutlich verschärft. Gleich zu Beginn knüpfte KKR den Fortbestand der chronisch defizitären "Welt"-Gruppe an wirtschaftliche Ziele. Freise redet nicht nur bei Springer mit. Er ist auch Aufsichtsrat bei Leonine Studios, das mit Fred Kogel an der Spitze rund 371 Millionen Euro Umsatz (2021) im Bewegtbildgeschäft erzielt hat.

Prognose: Im Schnitt hält KKR seine Investments fünf bis sieben Jahre. Sobald die lukrativen, digitalen Rubrikenmarktportale über die Börse versilbert wurden, wechseln Freise und Co. das Feld.

[...] Die Plätze 4 bis 30 - u.a. mit Julia Jäkel, Andreas Barner Karl Hans Arnold - können Sie jetzt in kress pro lesen.

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